Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Beantwortung des Antrages zur Führung des uneingeschränkten U-Bootkrieges 317 
  
  
ablehnend lauten, immerhin aber noch eine Hintertür offen lassen wird. 
Wir dürfen diese Hintertür nicht zuschlagen. Dies würde eintreten, wollten 
wir schon vor Eingang der Antwortnote die Aktion bezüglich der be- 
waffneten feindlichen Handelsschiffe einleiten. Dadurch würde auch der 
politische Erfolg, den wir mit unserem Friedensangebot erzielt haben, sowie 
seine Nachwirkung auf die Friedensstimmung in den Ländern unserer 
Feinde schwer beeinträchtigt werden. Schon jetzt begegnen wir im feind- 
lichen wie im neutralen Auslande der Annahme, daß wir die ganze 
Friedensaktion mala ücce und lediglich als Auftakt für den uneinge- 
schränkten U. Bootskrieg in Szene gesetzt hätten. Es bedarf wohl keiner 
Begründung, daß wir es vermeiden müssen, diesen Eindruck noch zu ver- 
tiefen. Bedauerlicherweise hat eine Reihe von deutschen Blättern unseren 
Gegnern diese Mißdeutung unserer Aktion dadurch leicht gemacht, daß sie 
die Lloyd Georgesche Rede und die Wilsonsche Note sofort mit dem Ruf 
nach den Unterseebooten beantworteten. Diese Artikel sind aber auch für 
den Fall schädlich, daß wir im weiteren Verlauf zum verschärften Untersee- 
bootkrieg schreiten sollten. Wir haben das stärkste Interesse daran, daß 
das Ausland nicht vorzeitig auf den möglichen Eintritt dieser Entwicklung 
hingewiesen wird, und ich habe daher die Presse entsprechend instruieren 
lassen. Ich halte es aber für geboten, daß auch die O. H. L. mit schärfsten 
Mitteln darauf drückt, daß solche Erörterungen aus der Presse ver- 
schwinden, und darf daher die Bitte an Euer Exzellenz richten, entsprechende 
Anweisungen baldigst zu erteilen. 
Was die Frage des uneingeschränkten Unterseebootkrieges 
betrifft, so habe ich bisher den Standpunkt vertreten, daß ein solcher nur 
in Frage kommen kann, wenn unsere militärische Lage mit Sicherheit 
darauf rechnen läßt, die europäischen Neutralen von einem Angriff gegen 
uns abzuhalten. Cuer Exzellenz glauben, daß dieser Zeitpunkt Ende 
Januar 1917 gekommen sein wird. Ich darf daher annehmen, daß Euer 
Exzellenz bis zu diesem Zeitpunkt in der Lage sein werden, sowohl an der 
holländischen wie an der dänischen Grenze die nötigen Truppen zu ver- 
sammeln. Unter dieser Voraussetzung und wofern ich mich mit Euer Ex- 
zellenz davon überzeugen kann, daß die Vorteile des ganzen rücksichtslosen 
Unterseebootkrieges größer sind als die Nachteile des Zutritts Amerikas 
zu unseren Feinden, werde ich bereit sein, auch die Frage des unein- 
geschränkten Unterseebootkrieges in Erwägung zu ziehen. Gegen Ein- 
leitung von Besprechungen mit der O. H. L. und dem Chef des Admiral-= 
stabes bestehen keine Bedenken, sobald unsere Friedensaktion durch die 
eventuelle Antwort der Entente zu einem gewissen Abschluß gelangt ist. 
Bei der diplomatischen Behandlung der ganzen Frage werde ich der 
von Euer Exzellenz betonten Stimmung in der Armee selbstverständlich 
volle Rechnung tragen. v. Bethmann Hollweg.
	        
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