Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Antwort der Verbandsmächte auf Wilsons Friedensvermittlung 325 
  
  
kundigen Sachlage steht sowohl bezüglich der Verantwortlichkeiten in der Vergangen- 
heit wie betreffs der Bürgschaften für die Zukunft. Präsident Wilson hat durch ihre 
Erwähnung gewiß nicht beabsichtigt, sich ihr anzuschließen. Eine geschichtliche Tatsache 
steht gegenwärtig fest, nämlich der Angriffswille Deutschlands und 
Osterreich= Ungarns, um ihre Vorherrschaft in Europa und ihre wirtschaftliche 
Herrschaft über die Welt zu sichern. Deutschland hat durch die Kriegserklärung und 
die sofortige Verletzung der belgischen und luxemburgischen Unabhängigkeit, durch die 
Art, wie es den Kampf geführt hat, eine systematische Verachtung aller Grundsätze der 
Menschlichkeit und der Rechte der kleinen Staaten gezeigt. Je mehr der Kampf sich 
entwickelte, wurde die Haltung der Mittelmächte und ihrer Verbündeten ein ständiger 
Hohn auf die Menschlichkeit und Zivilisation. Ist es nötig, an die Greuel zu er- 
innern, die den Einfall in Belgien und Serbien begleiteten, die schonungslose Ver- 
waltung der besetzten Länder, die Niedermetzelung von Hunderttausenden von harm- 
losen Armeniern, die Barbarei gegen die Bevölkerung von Soyrien, die Zeppelin- 
angriffe auf die offenen Städte, die Zerstörung von Postdampfern und Handelsschiffen 
unter neutraler Flagge durch Unterseeboote, die grausame Behandlung der Kriegs- 
gefangenen, die Justizmorde an Miß Cavell und Kapitän Fryatt, die Verschleppung 
der Zioilbevölkerung in die Sklaverei usw. Die Hinrichtung von Parville und die 
Reihe von Verbrechen, die ohne Rücksicht auf die allgemeine Mißbilligung begangen 
wurden, erklären dem Präsidenten Wilson vollständig die Verwahrung der Verbün- 
deten. Diese sind der Meinung, daß die Note, die den Vereinigten Staaten als Ant- 
wort auf die deutsche Note überreicht wurde, die von der amerikanischen Regierung 
gestellte Frage beantwortet, und nach dem eigenen Ausdruck der letzteren eine öffent- 
liche Erklärung bezüglich der Bedingungen, unter denen der Krieg beendet werden 
könnte, darstellt. Aber Präsident Wilson wünscht noch mehr; er wünscht, daß die 
kriegführenden Mächte offen die Ziele bekanntgeben, die sie sich bei der Fortführung 
des Krieges setzen. 
Die Verbündeten können auf diese Forderung ohne Schwierigkeit antworten. 
Ihre Kriegsziele sind wohlbekannt. Sie haben sie mehrfach in den Erklärungen der 
Oberhäupter der verschiedenen Regierungen dargelegt. Diese Ziele werden in den 
Einzelheiten mit allen Sühneleistungen und gerechtfertigten Entschädigungen für den 
erlittenen Schaden erst in der Stunde der Verhandlungen auseinandergesetzt werden. 
Aber die zivilisierte Welt weiß, daß sie alles Notwendige einschließen, in erster Linie 
die Wiederherstellung Belgiens, Serbiens und Montenegros, 
die ihnen geschuldeten Entschädigungen, die Räumung der be- 
setzten Gebiete von Frankreich, Rußland und Rumänien mit den gerechten 
Wiedergutmachungen des Wiederaufbaues Europas, Bürgschaft für einen dauerhaften 
Zustand, der sowohl auf die Achtung der Nationalität und die Rechte aller kleinen und 
großen Völker gegründet ist, sowie räumliche Abkommen und internationale Rege- 
lungen, welche geeignet sind, die Land-- und Seegrenzen gegen ungerechtfertigte An- 
griffe zu schützen, die Zurückgabe der Provinzen und Gebiete, die 
früher den Verbündeten durch Gewalt ohne den Willen ihrer 
Bevölkerung entrissen worden sind, die Befreiung der Ita- 
liener, Slawen, Rumänen, Tschechen und Slowaken von der 
Fremdherrschaft, die Befreiung der Bevölkerungen, die der blutigen Tyrannei 
der Türken unterworfen sind, und die Entfernung des Osmanischen Reiches aus 
Europa, weil es zweifellos der westlichen Zivilisation fremd ist. Die Absichten Seiner 
Mojestät des Kaisers von Rußland bezüglich Polens sind klar und durch die Pro- 
klamation kundgegeben, die er an seine Armeen gerichtet hat. 
Wenn die Verbündeten Europa der brutalen Begierde des preußischen Militaris- 
mus entreißen wollen, so war es selbstverständlich niemals ihre Absicht, wie man vor- 
gegeben hat, die Vernichtung der deutschen Völker und ihr politisches Verschwinden 
anzustreben. Was sie vor allem wollen, ist die Sicherung des Friedens auf der 
Grundlage der Freiheit und Gerechtigkeit, der unverletzlichen Treue, die die Regierung
	        
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