528 XVI. Über den U-Bootkrieg, das Friedensangebot und die Stellung Wilsons
Unzulänglichkeit aller der Mittel bedeuten, auf die die Zivilisation baut, um Gelegen-
heiten für internationale Streitigkeiten sowie deren Grausamkeit zu beseitigen.
Deutschland und Österreich-Ungarn machten den gegenwärtigen Krieg unvermeidlich,
indem sie die Rechte eines kleinen Staates antasteten, und sie erzielten ihre anfäng-
lichen Triumphe, indem sie die das Gebiet eines anderen schützenden Verträge ver-
letzten. Werden kleine Staaten in ihnen ihre Beschützer für Verträge erblicken können,
die von ihnen als Schutz gegen Angriffe abgeschlossen worden sind' Terrorismus zu
Lande und zur See wird sich als Mittel zum Siege erwiesen haben. Werden ihn die
Sieger aufgeben auf einen Appell der Neutralen hin? Wenn bestehende Verträge
nicht mehr sind als Fetzen Papier, können uns dann neue Verträge helfen? Wenn
die Verletzung der grundlegenden Regeln des Völkerrechts von Erfolg gekrönt ist,
werden die versammelten Nationen nicht umsonst daran arbeiten, diese Verträge zu
verbessern! Niemand wird von ihren Bestimmungen Nutzen haben als die Ver-
brecher, die sie verletzen. Die, die sie halten, werden unter den Paragraphen leiden
Daher kann das englische Volk, obwohl es den Wunsch des Präsidenten nach
Frieden vollauf teilt, nicht glauben, daß der Friede dauerhaft sein kann, wenn er nicht
auf den Erfolg der Sache der Alliierten gegründet ist. Denn ein dauerhafter
Friede kann kaum erwartet werden, wenn nicht drei Bedin-
gungen erfüllt sind: Erstens, daß die bestehenden Ursachen internationaler
Beunruhigung soweit wie möglich entfernt und geschwächt werden sollten. Zweitens.
daß die Angriffslust und die bedenkenlosen Methoden der Mittelmächte bei ihren
eigenen Völkern in Mißkredit geraten. Drittens, daß hinter alle vertragsmäßigen
Abkommen zur Verhütung oder zur Begrenzung von Feindseligkeiten irgendeine Form
internationaler Sühne gesetzt werde, welche dem kühnsten Angreifer Einhalt gebietet.
Diese Bedingungen mögen schwer zu erfüllen sein, aber wir glauben, daß sie im
allgemeinen im Einklang mit den Idealen des Präsidenten stehen, und wir sind über-
zeugt, daß keine von ihnen selbst unvollkommen erfüllt werden kann, wenn der Friede
nicht, wenigstens soweit Europa betroffen wird, innerhalb der großen Grundlinien ge-
sichert wird, die in der beigefügten Note gezogen sind. Deshalb hat England gebracht,
bringt noch und ist bereit, noch weiterhin Opfer an Gut und Blut zu bringen, die ohne-
gleichen in seiner Geschichte dastehen. Es trägt diese schweren Lasten nicht nur, um so
seine vertragsmäßigen Verpflichtungen zu erfüllen, auch nicht um einen unfruchtbaren
Triumph einer Gruppe von Nationen über die andere zu sichern, es bringt sie, weil
es fest glaubt, daß von dem Erfolge der Alliierten die Aussicht auf eine friedliche
Zivilisation und auf diejenigen internationalen Reformen abhängt, welche, wie die
besten Denker der neuen und der alten Welt zu hoffen wagen, der Beendigung des
gegenwärtigen Unheils folgen werden."“
Belgien übermittelte am 10. 1. dem Präsidenten der Vereinigten
Staaten eine besondere Note.
19.
Telegramm Nr. 86. Berlin, den 14. 1. 1917.
Der Staasssekrelär an Frhrn. v. Lersner.
Botschafter Washington telegraphiert unterm 10. ds. Mts.: „Habe
Denkschrift über bewaffnete Handelsschiffe Lansing überreicht. M. E. wird
Vorgehen im Sinne dieser Denkschrift Friedensvermittlung Wilsons (Blei-
stiftvermerk: „Randbemerkung S. M.; von der ist nichts bekannt und auch
nicht angeboten oder akzeptiert worden.“) zum Scheitern bringen und
statt dessen Bruch mit den Vereinigten Staaten herbeiführen, wenn wir