344 XVI. Über den U-Bootkrieg, das Friedensangebot und die Stellung Wilsons
Eure Exzellenz wollen dem Präsidenten diese Mitteilungen bei Über-
gabe der Note über den verschärften U. Bootkrieg machen und gleichzeitig
folgendes bemerken:
Wenn sein Angebot nur wenige Tage vorher erfolgt wäre, hätten wir
den Beginn des neuen U-Bootkrieges vertagen können. Jetzt sei es hierzu
trotz bester Dispositionen aus technischen Gründen leider zu spät, da um-
fassende militärische Vorbereitungen getroffen, die nicht mehr rückgängig
zu machen, und U-Boote mit neuen Instruktionen bereits ausgelaufen
seien. Form und Inhalt der feindlichen Antwortnote auf unser Friedens-
angebot und die Note des Präsidenten seien derart schroff gewesen, daß
wir angesichts des uns aufs neue angekündigten Kampfes auf Leben und
Tod die Anwendung des besten, zu schneller Kriegsbeendigung geeigneten
Mittels nicht mehr hinausschieben und Verzicht darauf vor unserem
eigenen Volke nicht hätten verantworten können.
Wie die Instruktion wegen verschärften U--Bootskrieges ergibt, sind
wir jederzeit bereit, den Bedürfnissen Amerikas nach aller Möglichkeit
Rechnung zu tragen. Wir bäten den Präsidenten, seine Bemühungen
trotzdem aufzunehmen, bzw. fortzusetzen, und erklären uns zur Einstellung
des verschärften U-Bootkrieges bereit, sobald volle Sicherheit dafür geboten
sei, daß die Bemühungen des Präsidenten zu einem für uns annehmbaren
Frieden führen würden. gez. Bethmann Hollweg.
Anmerkung. Der Generalfeldmarschall und ich haben diesem Schreiben zu-
gestimmt. Der Verfasser.
26.
Telegramm. Washington, Nr. 245 vom 10.2.
Graf Bernskorff an Auswärtiges Amt. — Telegramm.
Da seit dem 1. Februar sich kein Zwischenfall ereignet hat, welcher
Amerikaner betraf, ist Kriegsstimmung sehr vermindert, das Land will
keinen Krieg"“). Falls ein Zwischenfall eintritt, wird Wilson zunächst nur
Maßregeln zum Schutz amerikanischer Schiffe ergreifen und abwarten,
was wir tun, wirklicher Krieg dürfte sich noch längere Zeit hinausschieben
lassen, wenn wir nicht gegen die Vereinigten Staaten von Amerika selbst
vorgehen. Verhandlungen können erforderlichenfalls noch immer durch
österreichische Botschaft oder schweizerischen Gesandten geführt werden, ein
Bündnis mit unseren Feinden wird Wilson keinesfalls eingehen.
ge3z. Bernstorff.
*) Wenn der U-.Bootkrieg die unmittelbare Veranlassung des Eintritts der Ver-
einigten Staaten in den Krieg gewesen wäre, so hätten sie ihn Anfang Februar er-
klären müssen. Bis April zu warten, wäre eines großen Volkes unwürdig gewesen.
Tatsächlich traten sie in den Krieg, als die militärische Lage der Entente sich ver-
schlechtert hatte. Der Verfasser.