346 XIUI. Über den U--Bootkrieg, das Friedensangebot und die Stellung Wilsons
gendem Wortlaut fest: „.. daß der uneingeschränkte U-Bootkrieg, da er
sich nicht nur gegen feindliche, sondern auch gegen neutrale Schiffe richte,
unmittelbar in unser Verhältnis zu den neutralen Staaten eingreift, daher
einen Akt der auswärtigen Politik darstellt, für den ich die alleinige und
nicht übertragbare Verantwortung zu tragen habe.“
Am 26. 12. 1916 habe ich dem Herrn Reichskanzler gedrahtet: „In
mißverständlicher Auffassung Eurer Exzellenz Worte vor der Reichstags-
kommission Mitte September, macht der größte Teil des deutschen Volkes
die O. H. L. allein für die Entscheidung über die Frage verantwortlich, ob
der verschärfte U-Bootkrieg geführt werden soll oder nicht. Dies trifft
nicht zu. So lange Euer Exzellenz und die O. H. L. einer Auffassung waren,
konnte ich darüber hinweggehen. Da jetzt aber die Ansichten scharf aus-
einander zu gehen scheinen, muß ich es zur Wahrung der Stellung der
O. H. L. aussprechen, daß Euer Exzellenz als Reichskanzler zwar die aus-
schließliche BVerantwortung beanspruchen, daß ich aber selbstverständlich
auch weiter mit aller Kraft und in vollem Verantwortlichkeitsgefühl für
den siegreichen Ausgang des Krieges dafür eintreten werde, daß militärisch
das geschieht, was ich dann für richtig halte."
Am 9. 1. 1917 fand im Schloß Pleß die entscheidende Besprechung
statt, bei der Herr Reichskanzler v. Bethmann Hollweg zunächst die Wir-
kung, die der rücksichtslose U-Bootkrieg auf die neutralen Staaten ausüben
könnte, darlegte und erklärte: „Der Entschluß zu dem Eintritt in den rück-
sichtslosen U. Bootkrieg ist also abhängig von der Wirkung, die wir er-
warten können“ und „Wenn aber die militärischen Stellen den U-Boot-
krieg für notwendig halten, so bin ich nicht in der Lage, zu widersprechen“
und „Wenn der Erfolg winkt, so müssen wir auch handeln“.
Daß mit dem rücksichtslosen U.Bootkrieg eine Friedensvermittlung des
Präsidenten Wilson durchkreuzt würde, hat der Herr Reichskanzler mit
keinem Wort berührt. Ebensowenig ist bei den Verhandlungen, die
zwischen dem Auswärtigen Amt und der O. H. L. über den U-Bootkrieg
gepflogen worden sind, jemals von einer diplomatischen Aktion in Amerika
zugunsten des Friedens etwas erwähnt worden. Die Beratungen haben
stets nur die Frage berührt, ob und wann der Zeitpunkt zu Beginn des
U-Bootkrieges mit Rücksicht auf die militärische Lage gekommen sein würde.
Von einer Friedensaktion des Präsidenten Wilson habe ich durch fol-
gende Schriftstücke Kenntnis erhalten:
1. Abschrift eines Fernschreibens des Herrn Reichskanzlers vom
23. 9. 1916, in dem Seiner Majestät dem Kaiser vorgeschlagen wurde, den
Botschafter Graf Bernstorff anzuweisen, daß er den Präsidenten Wilson
veranlassen möge, baldigst, jedenfalls noch vor seiner Wiederwahl, den