Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

356 XVI. Über den U-Bootkrieg, das Friedensangebot und die Stellung Wilsons 
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„Ich danke für die Mitteilungen über die Reise des Sir Gustav Granet, 
dessen italienfreundliche Stimmung ich mir zunutze machen werde. Was 
seinen Druck auf die amerikanische Regierung betrifft, um dieselbe zu über- 
reden, die Entsendung der Truppenkontingente nach 
Europa auf Oktober zu verschieben und in der 
Zwischenzeit die Tonnage für den Transport des hier 
lagernden Getreides und Artilleriematerials zu 
verwenden, so wird er mit Vorsicht vorgehen müssen. Diese in Hin- 
blick auf die amerikanische Eigenliebe sehr heikle Aufgabe hätte früher 
mit einiger Möglichkeit eines Erfolges nur dann gelöst werden können, 
wenn die interalliierten Konferenzen von Paris und London die Not- 
wendigkeit, in erster Linie für die Versorgung der Bevölkerung und der 
Truppen zu sorgen, scharf hervorgehoben hätten. Infolge 
des gegenteiligen Beschlusses dieser Konferenzen 
wurden aber auch unsere Forderungen nach weiterer 
Tonnage abgelehnt. Die heutigen Ereignisse in 
Frankreich schließen nunmehr jeden Versuch dieser 
Art unerbittlich aus. Der öffentliche Appell Lloyd 
Georges, der amerikanische Verstärkungen über den 
Ozean so schnell als möglich erwartet, wurde von 
Lord Reading') bei Wilson unterstützt, wie mir Reading 
noch gestern bestätigte. Meine dringenden Ansuchen in den letzten Tagen, 
um Jtalien einen Teil der heute beschlagnahmten holländischen Tonnage zu 
sichern, stoßen daher auf ein neues Hindernis. Obwohl die unaufschiebbaren 
Bedürfnisse Italiens auch von Lansing anerkannt werden und die anderen 
zuständigen Stellen mir die Absicht . ... , steht es fest, daß infolge 
der inzwischen eingetretenen Umstände die holländi- 
sche Tonnage nunmehr inihrer Gänze für den Trans-= 
port von Mannschaften und Ausrüstung nach Frank-= 
reich verwendet werden wird. JIch betonte gestern Lord Rea- 
ding gegenüber die außerordentliche Gefahr, welche für uns und die Alliier- 
ten darin bestehe, wenn Italien unmittelbar vor einem möglichen starken 
feindlichen Angriff sener Nahrungsmittelkrise ausgesetzt würde. 
Er selbst sagte, es wäre Pflicht und Interesse der Alliierten, einer solchen 
Eventualität entgegenzutreten, und wenn die amerikanische Tonnage unzu- 
reichend wäre, müßte England aus Eigenem die notwendigen Liefe- 
rungen nach Italien besorgen. Anderseits werde ich weiter darauf 
dringen, daß unter den dringendsten momentanen Bedürfnissen diejenigen 
unseres Landes nicht vernachlässigt werden.“ 
*) Englischer Botschafter in Washington. Der Verfasser.
	        
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