3558 XWVI. Über den U-Bootkrieg, das Friedensangebot und die Stellung Wilsons
der Umschwung in Frankreich nicht alle Hilfsquellen in Anspruch nehmen
würde, in den Endbeschlüssen der interalliierten Beratungen in Europa
Rechnung getragen werden könne. Die jetzigen Ereignisse verschärfen
somit noch den Mangel an Zusammenarbeit, der bereits bei dem letzten
Abkommen über die holländische Tonnage klar zutage trat, das in London
formuliert wurde und zu einer Aufteilung der Tonnage unter die Ver-
einigten Staaten und England zu 50 v. H. führte, während Italien und
Frankreich von den Verhandlungen vollkommen ausgeschlossen wurden.“
5. Sonnino telegraphiert unter dem 9. 4. 1918 an den italienischen
Botschafter in Washington:
„Ich habe das betreffende Telegramm Euer Exzellenz (über die Un-
möglichkeit von Schiffsankäufen in Amerika) dem Transportminister zur
Kenntnis gebracht, der jedoch in Anbetracht der ernsten Lage
darauf aufmerksam macht, daß es unbedingt nötig ist, bei der amerikanischen
Regierung auf Überlassung von Schiffsneubauten zu bestehen. Auch die
höchste Bautätigkeit unserer Werften würde heute
nicht mehr imstande sein, die Verluste wettzumachen,
da, auch wenn 20 oder maximal 30 Schiffe jährlich gebaut werden könnten,
etwa 14, bzw. 9 Jahre nötig wären, um die 291 (zweihundertein-
undneunzig) Schiffe neuzubauen, die wir von der Ge-
samtzahl von 612 vom 1. Januar 1915 bis März 1918 ver-
loren haben. Es wird bestätigt, daß für den Fall, als die ameri-
kanische Regierung bei der Überlassung von Neubauten an Privatpersonen
Schwierigkeiten machen sollte, die Königliche Regierung an deren Stelle
treten müßte, indem sie selbst die Schiffe ankaufen würde.
Ich lenke die volle Aufmerksamkeit Euer Exzellenz auf diesen Gegen-
stand und erwarte Ihre Nachrichten mit größter Beschleunigung.“
6. Stockholm vom 19. 6. 1918:
Der in London ansässige Advokat K. machte folgende Mitteilungen:
„In England spricht man viel davon, daß Frank-=
reich kriegsmüde ist und möglicherweise in nächster
Zeit bereit sein wird, einen Frieden zuschließen. Die
Stimmung im französischen Volke halte nur die Re-
gierung Clemenceaus. — Den Grund der Niederlage schreiben
die Engländer einer besseren deutschen Führung sowie dem Umstande zu,
daß sie wenig und nur minder ausgebildete Offiziere besitzen. — In maß-
gebenden Kreisen rechnet man, daß der Krieg noch zwei Jahre dauern
wird. — Stärkere Kräfte aus Amerika können nicht vor dem Herbste 1918
in Frankreich eintreffen, so daß an eine Entente-Offensive vor dem Früh-
jahr 1919 nicht zu denken ist. Bis dorthin muß die Entente unbedingt
in der Defensive verbleiben. — Die Amerikaner zeigen für die