Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

372 XVII. Der Sonderfriedensversuch des Hauses Parma-Bourbon 
  
  
4. Österreich-Ungarn beabsichtigt, Vorbesprechungen mit Rußland zu 
beginnen auf der Basis, daß Österreich-Ungarn sich bezüglich Konstanti- 
nopels uninteressiert erklärt, wofür es das heute von Rußland besetzte 
österreichisch-ungarische Gebiet zurückerhält. 
Die Prinzen begaben sich darauf nach Wien, wo sie in Laxenburg in 
großer Heimlichkeit empfangen wurden. Graf Czernin war zugegen. Am 
24. März übergab der Kaiser dem Prinzen folgenden Brief: 
Laxenburg, den 24. März 1917. 
Mein lieber Sixtus! 
Das dritte Kriegsjahr, das so viel Trauer und Sorge über die Welt 
gebracht hat, nähert sich seinem Ende. Alle Völker meines Reiches sind 
fester als je in dem gemeinsamen Willen zusammengeschlossen, die Inte- 
grität der Monarchie gewahrt zu sehen, selbst auf Kosten schwerster Opfer. 
Dank ihrer Einheit, dank dem hochherzigen Zusammenwirken aller Natio- 
nalitäten meines Reiches ist die Monarchie während nahezu drei Jahren 
imstande gewesen, die schwersten Angriffe zu bestehen (Und die Taten der 
Bundesgenossen? Der Verfasser.). Niemand kann die militärischen Erfolge 
meiner Truppen, besonders auf dem Balkankriegsschauplatze (der Kaiser hat 
die Niederlage im Dezember 1914 anscheinend vergessen, ebenso wie das aus- 
schlaggebende Eingreifen deutscher Truppen im Herbst 1915. D. Verfasser.) 
in Zweifel ziehen. Frankreich an seinem Teile hat gleichfalls eine Wider- 
standsfähigkeit und einen Elan entfaltet, die bewundernswert sind. Wir 
alle bewundern ohne Rückhalt die großartige traditionelle Tapferkeit der 
französischen Armee und den Geist des Opfermuts des gesamten franzö- 
sischen Volkes. Es ist daher besonders erfreulich für mich, obwohl wir für 
den Augenblick Gegner sind, wahrzunehmen, daß keine einschneidende 
Divergenz in unseren Ansichten und Bestrebungen mein Reich von Frank- 
reich trennt, und daß ich Recht habe, die Hoffnung zu nähren, daß meine 
Sympathien für Frankreich im Verein mit denen, die in der ganzen Mon- 
archie die vorherrschenden sind, für immer die Wiederkehr eines Kriegs- 
zustandes ausschließen werden, für den keine Verantwortlichkeit auf mich 
fällt (hier sehen wir einen Mangel an Würde. Der Verfasser). Mit diesem 
Ziel vor Augen und mit dem Zweck, die Tatsächlichkeit dieser Gefühle ganz 
klar zum Ausdruck zu bringen, bitte ich Dich, in diskreter und unoffizieller 
Weise dem Präsidenten der französischen Republik, Herrn Poincaré, nahe- 
zubringen, daß ich mit allen Mitteln und allem mir zu Gebote stehenden 
Einfluß bei meinen Verbündeten bestrebt sein werde, die gerechten 
französischen Ansprüche in bezug auf Elsaß-Loth- 
ringen zu unterstützen. Was Belgien anbelangt, so muß es in 
seiner Gonzheit wiederhergestellt werden und muß seinen gesamten afrika-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.