378 XVII. Der Sonderfriedensversuch des Hauses Parma-Bourbon
Ihrer schweren Bedenken dem deutschen Wunsche nachgegeben und die öster-
reichisch-ungarische Marine an dem U--Bootkrieg haben beteiligen lassen, so
geschah dies nicht, weil wir durch die deutschen Argumente bekehrt worden
waren, sondern weil es Euer Majestät für absolut notwendig hielten, in
treuer Waffengemeinschaft auf allen Gebieten mit Deutschland vorzugehen,
und weil wir die Überzeugung gewonnen hatten, daß Deutschland von dem
einmal gefaßten Entschlusse, den verschärften U-Bootkrieg zu beginnen,
leider nicht mehr abzubringen sei.
Aber heute dürften auch in Deutschland die begeisterten Anhänger des
U-Bootkrieges zu erkennen beginnen, daß dieses Mittel den Sieg nicht ent-
scheiden wird, und ich hoffe, daß der leider unrichtige Gedanke, England
werde binnen weniger Monate zum Frieden gezwungen sein, auch in
Berlin an Boden verlieren wird. Nichts ist gefährlicher in der Politik, als
jene Dinge zu glauben, die man wünscht, nichts ist verhängnisvoller, als das
Prinzip, die Wahrheit nicht sehen zu wollen und sich utopischen Illusionen
hinzugeben, aus denen früher oder später ein furchtbares Erwachen er-
folgen muß.
Auch in einigen Monaten wird England, der treibende Faktor des
Krieges, nicht gezwungen sein, die Waffen niederzulegen, aber vielleicht —
und hierin gebe ich einen limitierten Erfolg des U-Bootkrieges zu —, viel-
leicht wird England in einigen Monaten sich die Rechnung stellen, ob es
klug und vernünftig sei, diesen Krieg à outrance weiterzuführen, oder ob
es nicht staatsmännischer sei, goldene Brücken zu betreten, wenn ihm die-
selben von den Zentralmächten gebaut werden, und dann wäre der Augen-
blick gekommen für weitgehende schmerzliche Opfer seitens der Zentral-
mächte.
Euer Majestät haben die wiederholten Versuche unserer Feinde, uns
von unseren Bundesgenossen zu trennen, unter meiner verantwortlichen
Deckung abgelehnt, weil Euer Moajestät keiner unehrlichen Handlung fähig
sind. Aber Euer Mojestät haben mich gleichzeitig beauftragt, den ver-
bündeten Staatsmännern des Deutschen Reiches zu sagen, daß wir am
Ende unserer Kräfte sind und daß Deutschland über den
Spätsommer hinaus nicht mehr auf uns wird rech-
nen könnenw). Ich habe diese Befehle ausgeführt, und die deutschen
Staatsmänner haben mir keinen Zweifel darüber gelassen, daß auch für
Deutschland eine weitere Winterkampagne ein Ding der Unmöglichkeit sei,
und in diesem einzigen Satze liegt eigentlich alles, was ich zu sagen habe:
wir können noch einige Wochen warten und versuchen, ob sich Möglichkeiten
ergeben, mit Paris oder Petersburg zu sprechen. Gelingt dies nicht, dann
*) Hiervon war später nie wieder die Rede. Der Verfasser.