390 XVII. Der Sonderfriedensversuch des Hauses Parma-Bourbon
3. Österreich-Ungarn verzichtet unter den in Ziffer 2 gegebenen Vor-
aussetzungen auf ein Condominium in Polen und wird sich politisch und
militärisch (einschließlich der Eisenbahnfrage) am Königreich Polen des-
interessieren.
Deutschland ist sich der schweren Aufgabe, die es in Polen übernimmt,
bewußt.
4. Österreich-Ungarn und Deutschland verpflichten sich, auf dieser
Grundlage in Verhandlungen über Regelung der Verhältnisse im Osten und
auf dem Balkan einzutreten und, je nach dem Ergebnis der Verhandlungen,
die beiderseitigen Erwerbungen und wirtschaftlichen Vorteile in einem ent-
sprechenden Verhältnis zueinander zu halten.
Prinz Sixtus hatte nach seiner Rückkehr nach Paris am 20. Mai Be-
sprechungen mit Poincaré und Ribot. Die Stimmung in Frankreich war
im Niedergang (s. S. 353). Es heißt in dem dort angeführten Telegramm
vom 29. 5.: „Die Sozialisten trachten sich zu einigen, um die Möglichkeit
baldigen Friedens in Erwägung zu ziehen. Die Unruhe steigert sich.“.
Nach einem Ausspruch Clemenceaus wurde im tiefsten Geheimnis im
Schoße der französischen Regierung der Entschluß gefaßt, mit einer Ab-
stimmung in Elsaß-Lothringen sich abzufinden. Poincaré äußerte, nach
seiner Meinung wären die Alliierten mit Versprechungen in den Krieg ge-
gangen, die er persönlich als viel zu groß ansähe, und daß die Lage zu
einer Beschränkung der Forderungen zwinge. Ribot verhielt sich indes
in Rücksicht auf Italien und nun auch Rumänien ablehnend.
Am 23. war Prinz Sixtus in London. Er sah hier Lloyd George und
den König von England. Es wurde über die Entschädigung Österreichs
für seine Abtretungen an Italien gesprochen. Der Prinz lehnt deutsche Ge-
biete und deutsche Kolonien als solche Entschädigung ab.
Lloyd George erörterte eine Zusammenkunft der Könige von England
und Italien und Poincarés, begleitet von ihren Premierministern; über
den von Österreich behaupteten Schritt Italiens sah man nicht klar. Lloyd
George zog ferner eine Begegnung zwischen ihm, Ribot und Czernin in
Erwägung.
Er betrieb den Gedanken der Staatsoberhäupter-Zusammenkunft auch
weiterhin. Nach dem Bericht des Prinzen Sixtus machte Sonnino
Schwierigkeiten. Die Zusammenkunft kam jedenfalls nicht zustande.
Botschafter Graf Wedel führt dies indes darauf zurück, daß der
Immediatbericht des Grafen Czernin der Entente bekannt wurde. Er
schreibt hierüber in den „Hamburger Nachrichten“:
„Es war für Berlin und Wien eine sehr unerfreuliche Überraschung, als eine
Grheinische Zeitung den Geheimbericht des Grafen Czernin ungeniert besprach. Es