488 Rußlond. (April 24 — Mai 6.)
Handels. Privatpersonen, welche Feuerwassen besiczen, sind verpflichtet, den
Polizeibehörden davon Kenntniß zu geben, worauf nur solche Personen
Wassen behalten dürfen, welchen dies vom Stadthauplmann erlaubt werden
wird. Mer ohne solche Erlaubniß Waffen behält, hat außer der Confis-
cation der Waffen eine Geldstrafe von 500 Rubeln oder fünfmonalliche Haft
Zzu erwarten.“
24. April. Der Kaiser und die Kaiserin gehen zu längerem
Aufenthalte nach Livadia.
Auf den Bahnhof fährl der Kaiser in einer eisernen Carosse, welche
von einer 100 Mann starken Escorle begleitet wird. Der Bahnhof selbst
ist mit Militär und Polizei von allen Seiten cernirt und der Eingang zu
demselben Jedermann verbolen. Aehulich sind auch auf allen Eisenbahn-
stationen, wo der den Czaren führende Zug Halt machen soll, die sorgfäl-
tigsten Sicherheilsmaßregeln gelroffen. Außerdem sind längs der ganzen
Eisenbahnlinie in ziemiich geringen Tistanzen Soldatenwachen aufgeslellt.
Der Zug, welcher dem Haupttrain, in welchem der Czar selbst fährt, voran-
eilt, ist von Leibgardisten und Polizei überfüllt. Die Sicherheitsmaßregeln
sind von solchem Umfange, daß die Durchführung derselben mehrere Tage in
Anspruch genommen hal. Auf 24 Stunden vor der Abfahrt des Czaren
waren alle Züge auf der Eisenbahnlinie sislirt und die Annnäherung zu den
Schienen auf das Strengste verboten.
5. Mai. Ein kaiserlicher Ukas aus Livadia an den dirigiren-
den Senat ermächtigt gemäß dem Ukas vom 17. April die General-
Gouverneure von Moskau, Warschau und Kiew sowie die provisori-
schen Generalgouverneure von Petersburg, Charkow und Odessa, die
Wirkung des genannten Ukases nöthigenfalls auch auf die Gouverne=
ments zu erstrecken, welche den betreffenden Militärbezirken an-
gehören.
6. Mai. Die russische Armee hat Ostrumelien geräumt und
macht Vorbereitungen zur Räumung Bulgariens. Bis zum 3. Aug.
muß die Räumung der ganzen Balkan-Halbinsel seitens der russi-
schen Armee vollendet sein.
— Mai. Der Attentats-Epidemie folgt eine Brand-Epidemie.
Jeder Tag bringt neue Nachrichten über Brände namentlich in West-
sibirien. Man erinnert sich dabei unwillkürlich der unheimlichen Peters-
burger Feuersbrünste während der Sechziger-Jahre. Die russischen Blätter
suchen die politische Seite dieser furchtbaren Erscheinung zu verkuschen, in-
dem sie die baulichen Vorkehrungen gegen die Feuersgefahr erörtern; allein
der Ukas, welchem zufolge die Generalgonverneure von Moskau, Warschau,
Kiew, Charkow und Odessa angewiesen werden, ihre Funetionen nöthigen-
falls auch auf die benachbarten Gouvernements auszudehnen, zeigt, daß die
Regierung sich über den wahren Character dieser Feuerbrünste nicht täuscht.
So vergrößern die Repressionen die Gefahr, anstatt sie zu beseitigen. Die
Regierung hat hinsichtlich der Feuerbrünste in Orenburg die Ueberzeugung
von Brandlegung durch Petroleum gewonnen, und die Vorräthe dieses Brenn-
materials sind vorgefunden worden. Jeht fürchtet man auch für die west-
lichen und größeren Städte des Reiches und hat überall die Polizeimann=