Die Friedensresolution vom 19. Juli 1917 417
Exzellenz Ludendorff: Ausführungen über U-Bootkrieg.
Man kann nicht mit Welttonnage rechnen. Schon jetzt fährt im
Grunde alles für die Kriegswirtschaft unserer Gegner. Den U-Booterfolg
kann man nicht an Zahlen, sondern nur an den tatsächlich sichtbaren
Resultaten ermessen: Saloniki, Weizen aus Australien kommt nicht heran,
Holznot in England, Kohlennot in Frankreich und Italien. Verringerung
und Verschlechterung der Munition.
Konservative (Westarp, Heydebrand): Sind gegen Resolution
aus inneren und äußeren Gründen. Man sollte keine Angst vor Kon-
flikten haben. Heydebrand will Reichstag eventuell unter der Devise:
„Krieg oder Frieden“, auflösen.
Nationalliberale (Prinz Carolath, Schiffer):
Schiffer: U-Bootkrieg hat zum Teil unsichere Unterlagen; Welt-
tonnage, Fähigkeit des eigenen Durchhaltens (Rohstoffe, Menschen, Er-
nährung, Stimmung). Wir müssen klar sehen. Ist eine entscheidende
Offensive möglich?
Exzellenz Ludendorff: Unsere Feinde wollen den Frieden
nicht, wir müssen einfach durchhalten. Uferlose Pläne haben wir nicht.
Die Resolution wirkt schädlich auf Ausland und Heer. Schlagwort „Ver-
ständigung“ vermeiden. Wir haben keinen Anlaß, schwarz zu sehen. Roh-
stoffe und Menschen reichen aus. Der U-Bootkrieg wirkt gut. Mit Welt-
tonnage kann man nicht rechnen. Eine entscheidende Offensive ist nicht
möglich. Für eine Offensive auf Petersburg reichen Wege und Transport-
mittel nicht aus.
Wir brauchen Zuversicht im Innern.
Deutsche Fraktion (Mertin, Bruhn):
Abgeordneter Mertin: Scharf gegen Resolution; sie ist ein
großes Unglück. Reichstag hat versagt. Wir sollten an den Krieg
denken, nicht an den Frieden.
Abgeordneter Bruhn: Sozialdemokraten haben sich brav ge-
halten im Krieg. Wir können es nicht verantworten, ihnen die Mittel
zu nehmen, mit denen sie glauben das Volk zur Ruhe zu halten. Kann
O. H. L. zustimmen?
Exzellenz Ludendorff: Etwa wie vorstehend.
8.
Die Friedensresolution des Reichskages vom 19. 7. 1917.
„Wie am 4. August 1914 gilt für das deutsche Volk auch an der
Schwelle des vierten Kriegsjahres das Wort der Thronrede: „Uns treibt
nicht Eroberungssuchte. Zur Verteidigung seiner Freiheit und Selb-
ständigkeit und für die Verteidigung seines territorialen Besitzstandes
Urkunden der Obersten Heeresleltung 1916—1918. 27