Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

432 XIX. Der Friedensvorschlag des Papstes und der „englische Friedensfühler“ 
  
tärischen Aufwand (Luftabwehr, Unterhaltung von Flieger-Streitkräften, 
starke Grenzbesetzung) ausgeglichen werden muß, soweit dies überhaupt 
möglich ist. 
Das lothringische Erzbecken verlangt einen Geländezuwachs nach 
Westen. Je größer er ist, desto leichter wird die Sicherung. Beibehalt der 
Grenze, wie vor dem Kriege, würde es mit sich bringen, daß jede politische 
Beunruhigung auf die Werke mit ihrer starken Arbeiterschaft zurückwirken 
würde. Bei Beginn von Feindseligkeiten wäre der Betrieb lahmgelegt und 
Zerstörungen ausgesetzt. Auch in den zu erwerbenden Gebietsstreifen liegen 
Gruben. Zunächst würde dieser Zuwachs gestatten, im Frieden sparsamer 
mit unseren Erzen umzugehen. Da die deutschen Erzvorkommen leider 
ziemlich beschränkt sind, ist dieser Punkt nicht unwesentlich. Vor allem aber 
wird der zu erwerbende Gebietsstreifen eine Gewähr geben, daß die jetzt 
in deutschem Besitz befindlichen Gruben auch im Kriege arbeiten, wenn sie 
dann unmittelbaren militärischen Schutz haben"). Selbstverständlich bleibt 
das Gebiet durch Artillerie und Flieger immer sehr gefährdet und wird 
starke Sicherungsmaßnahmen nötig machen, da wir unsere Grenze dort 
nicht bis zur Maas vorschieben können. 
Um so dringender ist die Unversehrterhaltung des niederrheinisch-west- 
fälischen Gebiets. Was die flandrische Küste für Luftangriffe auf England 
für dieses Land ist, das ist die Maas-Linie bei Lüttich in noch erhöhtem 
Maße für das Industriegebiet. Wie müssen das Gebiet zu beiden Seiten 
der Maas und südwärts bis St. Vith fest in der Hand behalten. Bisher 
sehe ich mur in der Einverleibung durch das Deutsche Reich das Mittel, 
dies zu erreichen. Ob es ein anderes Mittel gibt, muß ich dahingestellt 
sein lassen. Vorläufig scheint es mir noch nicht gefunden!). 
Der Besitz der Maas-Linie allein genügt nicht, um dem Industrie- 
gebiet die erforderliche Sicherheit zu geben. Wir müssen ein englisch- 
belgisch-französisches Heer noch weiter zurückschieben. Das kann nur da- 
durch geschehen, daß Belgien wirtschaftlich so eng an uns angeschlossen wird, 
*) Hauptmann im Generalstabe v. Goßler erhielt folgenden Erkundungsauftrag: 
„Das deutsch-lothringische Erzgebiet liegt unmittelbar an der bisherigen Grenze 
und ist bei Ausbruch eines Krieges sofortigen Zerstörungen ausgesetzt. Suchen Sie 
eine Grenze aus, die sich taktisch nach den Grundsätzen des derzeitigen Stellungsbaues 
zur Verteidigung eignet. Die Grenze soll möglichst wenig vorgeschoben werden, aber 
doch so verlaufen, daß die deutschen Gruben nicht feindlicher Fel d artilleriebeschießung 
von jenseits der Grenze ausgesetzt sind.“ 
Hauptmann v. Goßler bemerkt dazu: 
Dementsprechend habe ich die Stellung nach dem Gelände ausgesucht. Die 
Grenze verlief im allgemeinen 6 bis 8 km jenseits der alten Grenze; nur an einer 
Stelle war sie bis auf 10 bis 12 km vorgeschoben. 
* ) Es kam auch Pachtung oder eine Form in Betracht, wie sie Frankreich in 
Saarbrücken ausübt. Der Verfasser.
	        
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