446 XIX Der Friedensvorschlag des Papstes und der „englische Friedensfühler"“
Fall, von der feindlichen Seite irgend etwas komme, was Geneigtheit, über
den Frieden loyal zu verhandeln, vermuten lasse, dann, aber erst dann,
sei es an der Zeit, sich darüber zu entschließen, ob man um jener Ziele
willen weiterkämpfen solle und müsse.“
Und:
„Aus der ganzen Art Ludendorffs war nicht der Schluß zu ziehen, daß
er der Meinung sei, es dürften die Waffen unter keinen Umständen vor
der Erlangung von Annexionen niedergelegt werden.“
b. Brief des Rechtsanwalts Dr. Brockmann aus Düsseldorf.
Düsseldorf 87, den 17. 3. 1919.
Schäferstraße 3
An Seine Exzellenz General der Infankerie Ludendorff, Berlin.
Eure Exzellenz geben jetzt Ihre Denkwürdigkeiten heraus. Der Haupt-
vorwurf, der Ihnen gemacht wird, ist der, Sie hätten unter allen Umständen
den Krieg bis zur völligen Niederwerfung der Feinde, d. h. bis zur Er-
reichung der weitestgehenden deutschen Kriegsziele führen wollen. Vor
mir liegt die Niederschrift der eingehenden Unterhaltung, die ich im Sep-
tember 1917 mit Euer Exzellenz in Kreuznach zu führen die Ehre hatte.
Bei dieser Unterhaltung haben Eure Exzellenz mir gegenüber zum Ausdruck
gebracht, als ich sagte, daß es mir doch sehr erwünscht erscheine, die flan-
drische Küste in die Hand zu bekommen:
„Ja, aber Herr Brockmann, wenn wir nun ohne die flandrische Küste
jetzt oder bald den Frieden bekommen könnten, könnte man es dann ver-
antworten, den furchtbaren Krieg deswegen noch fortzusetzen?“
Auch bezüglich des Erzbeckens von Briey und der Campine machten
Eure Exzellenz hier Bemerkungen, wonach Sie darauf keinen so ent-
scheidenden Wert legten und auch deswegen den Krieg nicht eine Stunde
mehr fortsetzen wollten, wenn ein guter Friede ohne dem zu haben sei.
Sie sagten damals noch, die Berliner Regierung — ich meine, daß Sie
den Grafen Roedern als Gewährsmann anzogen — hätte Ihnen Zahlen
angegeben, wonach dieser Erwerb gar nicht so bedeutungsvoll für unsere
deutsche Volkswirtschaft wäre.
Ich gestehe ruhig ein, daß ich damals über diese Ihre Auffassung sogar
im Innern recht enttäuscht war, da ich selber mit der festen Uberzeugung nach
Kreuznach gekommen war, daß wir die flandrische Küste und das Erzbecken
von Briey unbedingt in unsere Hände bekommen müßten. Erst durch diese
Unterhaltung mit Euer Exzellenz bin ich darin schwankend geworden, ebenso
wie ich anderseits in meiner Überzeugung durch den Besuch im Großen
Hauptauartier bestärkt worden bin, daß der Krieg nur gewonnen werden