Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Aufzeichnung für die Besprechung in Homburg am 13. Februar 1918 471 
  
Entschlußerbittung bei Seiner Moajestät, als erster durchdrungen bin von 
dieser gewaltigen militärischen Aufgabe, die nur dann glücklich enden 
wird, wenn die Kriegführung von allen unerträglichen Fesseln befreit ist, 
wenn auch der letzte Mann zur Entscheidung herangefahren wird und von 
dem Geist beseelt ist, den die Liebe zu Kaiser und Reich und das Vertrauen 
in die Kraft der militärischen Leitung und die Größe des Vaterlandes 
verleiht. Diese seelischen Momente sind nicht zu unterschätzen, sie bilden 
das Fundament zu den größten aller Taten. 
Sie müssen gehoben werden durch die Kraft des Handelns im Osten. 
Es darf nicht geglaubt werden, daß wir eine Offensive haben werden, 
wie in Galizien oder in Italien; es wird ein gewaltiges Ringen, das an 
einer Stelle beginnt, sich an der anderen fortsetzt und lange Zeit in Anspruch 
nehmen wird, das schwer ist, aber siegreich sein wird, wenn der Chef des 
Generalstabes des Feldheeres durch nichts in seinen Vorschlägen und Maß- 
nahmen beengt ist, als allein die militärischen Bedingungen es fordern. 
Seine erste Aufgabe ist, noch mehr Truppen für den Westen im Osten 
verfügbar zu machen, nicht von heute auf morgen, sondern im Laufe des 
ersten Halbjahres. Bis jetzt sollen nach dem Willen Seiner Mojestät 
37 Divisionen daselbst zurückbleiben. Das ist zu viel. Die eine oder die 
andere Division wird noch weggezogen werden können; ein ent- 
sprechendes Mehr wird erst veranlaßt werden können, wenn gegen Rußland 
und Rumänien volle Klarheit herrscht. Die Klarheit kann nur Handeln 
oder ein Friedensschluß bringen; alles andere ist meines Erachtens für 
uns — ich muß das im Gefühl voller Verantwortlichkeit aussprechen — 
militärisch unerträglich. 
Handeln wir nicht, bleiben die Verhältnisse unklar, unsere Truppen 
im Osten gefesselt, und wir nehmen auch noch folgendes in Kauf: 
1. Wir überlassen dem bolschewistischen Großrussen, sich gegen die 
Ukraine zu wenden. Er hat die Unabhängigkeit der Ukraine nicht an- 
erkannt, in seiner letzten Außerung spricht er im Namen der föderativen 
russischen Republik. Wir gefährden unseren Friedensvertrag mit der 
Ukraine und damit die Versorgung, die Österreich-Ungarn und wir ge- 
brauchen, wir stellen damit den Endsieg auf schwache Füße. 
2. Wir lassen der russischen Regierung und der von dieser an- 
erkannten Volksvertretung zu, ununterbrochen sich aufhetzerisch an das 
deutsche Volk und Heer zu wenden. Es ist dies etwas Ungeheuerliches, 
und in demselben Maße, wie es unsere Würde verletzt, bedroht es den 
Geist des Heeres, wenn dies zugelassen wird. Unsere Grenzen stehen, wie 
die letzten Streiks beweisen, der feindlichen Propaganda offen, unser An- 
sehen in dem besetzten Gebiet wird leiden. Schon liegen in Wilna Listen
	        
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