40 I. Friedensarbeit für die Verstärkung der deutschen Wehrkraft
werden kann, schlug ich vor, in Versuche zu einer unmittelbaren funken-
telegraphischen Verbindung zwischen Deutschland und seinen afrikanischen
Kolonien einzutreten.
Seitdem ist durch die Legung des deutsch-südamerikanischen Kabels,
dessen Weiterlegung von Monrovia zu unseren westafrikanischen Besitzun-
gen bevorsteht, und durch die, bisher allerdings ergebnislos gebliebenen,
Reichweitenversuche zwischen Nauen und Kamerun bzw. Schiffsstationen
der Wörmann-Linie ein Schritt vorwärts getan.
Es darf aber nicht verkannt werden, daß auch nach Fertigstellung des
deutschen Kabels nach Togo, Kamerun und Südwestafrika eine in Kriegs-
zeiten zuverlässig arbeitende Verbindung um so weniger gewonnen ist, als
die unvermeidlichen Zwischenstationen dieser Kabellinie (in Teneriffa und
Monrovia) auf nichtdeutschem Gebiet gewählt werden mußten. Aber selbst
ein unmittelbar vom Mutterland zu den Kolonien führendes Kabel würde
keine ausreichende Gewähr für einen gesicherten Kriegsnachrichtenverkehr
bieten, da nicht nur das gegenwärtige internationale Kabelkriegsrecht die
Frage der Zerschneidung selbst neutraler Kabellinien auch außerhalb der
Drei-Meilen-Linie unentschieden läßt, sondern auch die Innehaltung inter-
nationaler Abmachungen durch kriegführende Parteien immer sehr zweifel-
haft bleiben wird.
Es ist bezeichnend, daß gerade die durch ihre Kabel-Weltverbindungen
ein so außerordentliches Übergewicht im Nachrichtenverkehr besitzende
Macht, England, mit größtem Eifer daran geht, ein zusammenhängendes
Netz funkentelegraphischer Stationen zwischen ihren sämtlichen Kolonial-=
besitzungen und mit dem Mutterlande zu schaffen. Bereits 1908 wurde
ein solcher Entwurf, der unter Mitwirkung Marconis entstanden war, dem
englischen Parlament vorgelegt; über sein weiteres Schicksal ist nichts
bekannt geworden. Aber im folgenden Jahre erklärte der englische Ge-
neralpostmeister öffentlich, daß England in nicht allzu ferner Zeit mit
seinen sämtlichen Kolonien funkentelegraphisch verbunden sein werde.
Die bis heute fertiggestellten englischen Stationen lassen denn auch
deutlich erkennen, daß eine solche planmäßige Verbindung mitten im Ent-
stehen begriffen ist, und wenn sich in dem Netz z. Z. auch noch manche Lücke
findet, so wurde auf der Reichskonferenz in London im Juni d. J. noch
einmal ausdrücklich festgestellt, daß, den Wünschen der Vertreter der eng-
lischen Dominien entsprechend, die Regierung die Kette staatlicher funken-
telegraphischer Stationen, die den handelspolitischen und den militärischen
Interessen in gleicher Weise dienen soll, durchführen werde.
Frankreich, das in seiner Eifelturmstation eine Zentrale von großer
Reichweite besitzt, hat die funkentelegraphische Verbindung mit seinen nord-
afrikanischen Kolonien schon längere Zeit hergestellt und ist gegenwärtig