474 XXXI. Verschiedenes aus der ersten Jahreshälfte 1918
III. Lloyd George setzt alles daran, um die neue, durch den Lans-
downeschen Brief entstandene Bewegung niederzuschlagen. Die kommende
deutsche Offensive wird in ihrer ganzen Furchtbarkeit dem Volke vorgestellt.
Der Lloyd-George-Presse ist das Leitwort gegeben: Schließt die Reihen,
das Vaterland ist in Gefahr! Durch den Appell an seinen Patriotismus
hat man bereits im Jahre 1916 Lord Lansdowne bewogen, seine schon
damals beabsichtigte Aktion ein Jahr lang aufzuschieben.
Wir müssen uns darüber klar sein: Die drohende deutsche Offensive
einigt und sammelt die Kräfte in England. In schweren Tagen und in der
Erwartung schwerer Tage steht das englische Volk zu seiner Regierung.
Ganz England steht heute in der Erwartung schwarzer Monate.
Es wäre völlig verkehrt, wollte man aus dieser Tatbestandsaufnahme
die Konsequenz ziehen: Man muß auf militärische Erfolge verzichten, um
die englische Heimatfront durchbrechen zu können.
Vielmehr drängt sich die Frage auf: Wie ist es möglich, England im
Felde zu schlagen und gleichzeitig diesen Schlag zu einem Zusammenbruch
des englischen Kriegsbetriebes, auch in der Heimat, auswirken zu lassen?
IV. Die Antwort lautet: Dadurch, daß durch eine geschickte, unab-
lässige, deutsche, politische Propaganda dem englischen Volke die
Suggestion vermittelt wird: „Die Lloyd Georgesche #knock out-Politik-
ist allein Schuld an der Fortsetzung des Krieges, sie verfolgt imperialistische
Eroberungsziele, während ein mit der Ehre und Sicherheit Englands ver-
einbarer Friede früher ohne weiteres Blutvergießen durch Unterhand-
lungen zu haben gewesen wäre.“
Anderseits: Gelingt es der deutschen Politik nicht, dem englischen
Volke diese Suggestion zu vermitteln, so bekommt Lloyd George für den
Entscheidungskampf seine geschlossene Heimatfront zustande, und sie wird
auch unter den schwersten Niederlagen halten, bis die amerikanische Hilfe
eintrifft. Von einer erfolgreichen politischen Propaganda dürfen jedoch
große Wirkungen erhofft werden, die unsere Kriegführung wesentlich er-
leichtern werden.
V. Man darf die Schwierigkeiten der bevorstehenden vierten Mobi-
lisierung in England nicht unterschätzen. Die erste fand im August 1914
statt; die zweite begann im Februar 1915 und endete, nach der „Lusitania"“-
Affaire im Mai 1915, mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht; die
dritte erfolgte im Dezember 1916 nach unserem Friedens-
angebot. Wir hätten sie jedesmal stören können; unsere politische Pro-
paganda hat dies bisher stets versäumt; sie hat noch niemals die militärische
Kriegführung unterstützt.
1. Eine gewaltige Heranziehung des Menschenmaterials durch:
a) außerordentliche Steigerung des Mannschaftsersatzes für das Heer: