480 XXI. Verschiedenes aus der ersten Jahreshälfte 1918
land glaubt. Hierin liegt die Verwundbarkeit namentlich der englischen
Heimatfront. Diese Erkenntnis gilt es auszunützen. Wir müssen endlich
das große Machtmittel, uber das wir im Kampf gegen unsere Feinde ver-
fügen, mit aller Rücksichtslosigkeit anwenden.
Eine derartige politische Offensive bedarf, ebenso wie militärische Ope-
rationen, weit vorausschauender, in allen Einzelheiten durchdachter Vor-
bereitungen und sorgfältiger Durchführung.
Sie hat einzusetzen, sobald im Verlauf der großen Schlacht in Frank-
reich wiederum eine kürzere oder längere Pause in den Operationen ein-
treten sollte, am besten vor dem Schlußakt unserer großen Offensive des
Jahres 1918.
Es ist daher notwendig, heute bereits einen Operationsplan für eine
solche politische Offensive vorzubereiten und auszuarbeiten.
Folgender Plan wird hierfür in Vorschlag gebracht:
1. Vorbereitung öffentlicher Kundgebungen
nicht amtlicher Stellen.
Mit Beginn einer Operationspause muß eine Reihe von öffent-
lichen Kundgebungen in Deutschland erfolgen, die in England, Frankreich,
Italien und Amerika den Eindruck erwecken, daß in Deutschland eine starke
Gruppe für einen Frieden der allgemeinen Verständigung wirkt; ihr
Programm mußte allgemeine Menschheitsziele einschließen, ähnlich denen,
welche die Lansdowne-Gruppe auf ihre Fahnen geschrieben hat.
Sehr wichtig ist die Auswahl der richtigen Persönlichkeiten. Sie
dürfen nicht Pazifisten in Reinkultur sein, sondern Männer von absoluter
nationaler Zuverlässigkeit. Ihre Aufrichtigkeit muß so unantastbar da-
stehen, daß selbst die feindlichen Kriegshetzer nicht wagen dürfen, sie anzu-
zweifeln. Wir verfügen über eine Reihe von solchen Männern, die ein der-
artiges Ansehen und Vertrauen im Ausland genießen. Solche Persönlich-
keiten sind aus den Reihen deutscher Fürsten, des hohen Adels, früherer
Staatsmänner und Diplomaten, Parlamentarier aller nationalen Par-
teien, führender Persönlichkeiten aus den Kreisen des Handels, der Finanz
und der Industrie, sowie der Hochschulintelligenz zu wählen. Allen diesen
Wortführern wären einheitliche Richtlinien für ihre Kundgebungen von
amtlicher Seite zu übergeben. Je nach seiner Individualität und beruf-
lichen Eignung wäre einem jeden ein bestimmtes Angriffsziel in der feind-
lichen Heimatfront zuzuweisen. Der Feind müßte immer wieder dieselben
Grundgedanken aus allen Kundgebungen heraushören, wenn auch das
Gepräge der einzelnen Persönlichkeit bei keiner Kundgebung verloren gehen
darf. Auf keinen Fall darf der Eindruck einer amtlich organisierten Aktion
hervorgerufen werden. Gewiß soll das feindliche Ausland einen einheit-