Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Besprechungen über eine neutrale Friedensvermittlung u. d. Buriansche Friedensschritt 515 
  
  
An leitender Stelle stehe der Wunsch, daß jeder gangbare Weg betreten 
werden müsse, der zu einer Verständigung mit dem Feinde führen könne. 
Ein Friedensangebot könne und dürfe nicht gemacht werden, das würde 
von unseren Feinden doch nur schnöde abgewiesen werden. Dagegen 
müßten Fäden angesponnen werden, und es müsse jede Gelegenheit wahr- 
genommen werden, die zum Ziele führen könne, möglichst durch neutrale 
oder sonst geeignete Persönlichkeiten. Man müsse etwa zum Feinde sagen: 
„Ihr seht, ihr könnt uns nicht besiegen, Deutschland wird seine Existenz- 
berechtigung und seinen Platz an der Sonne in dem ihm aufgezwungenen 
Verteidigungskriege zweifellos siegreich behaupten, aber wir sind stets 
bereit, wie das schon wiederholt und unzweideutig von der deutschen Re- 
gierung betont worden ist, einen ehrenhaften Frieden abzuschließen."“ 
Über die einzelnen dabei aufgestellten Friedensbedingungen werde jetzt 
auf Befehl Seiner Mojestät des Kaisers ein genaues Programm aufgestellt 
werden. Diese soeben dargelegte Stellungnahme sei in Besprechungen fest- 
gelegt, die in Spaa unter dem Vorsitz des Kaisers stattgefunden hätten, 
an denen außer den Generalen von Hindenburg und Ludendorff auch der 
Kronprinz teilgenommen, und in denen eine völlige Einigung unter allen 
Beteiligten stattgefunden habe. Erschwert werde die Lage noch durch das 
unbedingte Friedensbedürfnis, welches sich in Österreich-Ungarn immer 
mehr geltend mache. Die österreichisch-ungarische Regierung habe ihn wissen 
lassen, daß sie an alle Feinde ihre Bereitschaft, Frieden zu schließen, mit- 
teilen wolle. Es sei ihm zwar gelungen, einen solchen verhängnisvollen 
Schritt zurückzuhalten, aber dahingehende Wünsche würden jetzt wieder 
immer energischer in Österreich-Ungarn vertreten. Der Staatssekretär 
v. Hintze sei gerade aus diesem Grunde jetzt nach Wien gereist und könne 
daher an der heutigen Verhandlung zu seinem eigenen Leidwesen nicht teil- 
nehmen. 
Auch bei uns im Lande sei die Stimmung gegenwärtig zweifellos 
schlecht, und deshalb müßten auch wir ernstlich den Versuch machen, mit 
Ehren aus dem Kriege herauszukommen. ÜMhber die Frage, wie der gegen- 
wärtigen schlechten Stimmung die durch die militärische Lage an sich nicht 
begründet sei, mit Erfolg entgegengetreten werden könne, sei in Spaa bei 
den erwähnten Besprechungen verhandelt. Es komme darauf an, das Ver- 
trauen der Bevölkerung wieder zu heben und die üble Wechselwirkung 
zwischen Front und Heimat, die überall zu beobachten sei, zu paralysieren. 
Eine entsprechende Organisation, die eine dahingehende Propaganda im 
Inlande und im Auslande betreiben solle, sei dem Auswärtigen Amt ange- 
gliedert und dem Staatssekretär v. Hintze unterstellt. Sie sei bereits in 
Tätigkeit getreten und habe auch schon einige günstige Wirkungen erzielt. 
33“
	        
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