Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Denkschrift über den Wert und die Verwendungsgebiete der Photographie 45 
  
  
Die Herstellung der Bilder (Entwickeln, Fixieren, Kopieren) erfordert 
allerdings eine gewisse Zeit. Diese Zeit wird sich aber durch geeignete Vor- 
kehrungen (Feldphotographenwagen, Dunkelkammern in Festungswerken) 
auf ein so geringes Maß herabdrücken lassen, daß die Photographie nicht 
viel mehr Zeit wie das Entwerfen einer Skizze einfachster Art erfor- 
dern wird. 
Nachteilig wirkt, daß besondere Maßnahmen für die Ausnutzung 
der Photographie zu treffen sind. Diese Schwierigkeit wird überwunden 
werden müssen. 
B. Verwendungsgebiete der Photographie. Die 
hauptsächlichsten Verwendungsgebiete der Photographie liegen im 
Festungskriege. Sie sind nach dem diesjährigen Versuche folgende: 
1. Erkundung feindlicher Stellungen, 
2. Berichtigung und Vervollständigung des Planmaterials, 
3. Schaffung von Rund= und Orientierungsbildern, 
4. Unterstützung der Beobachtung des Artilleriefeuers. 
Zu 1. Erkundung feindlicher Stellungen. 
Sie geschieht durch terrestrische und durch Ballonfernaufnahmen. 
Erstere sind an sich wegen des festen Standpunktes, der ruhigen Aufnahme 
usw., der Ballonaufnahme überlegen. So sind gegen französische Grenz- 
befestigungen noch auf 15 km gute Resultate erzielt worden. Ein Nachteil 
liegt darin, daß die Aufnahme an überhöhende Punkte gebunden ist, die 
sich nur selten im gewünschten Maße finden. 
Fesselballonaufnahmen sind bei Köln auf Entfernungen von 6 bis 
8 km mit gutem Erfolge gemacht und dadurch die Anlagen des Verteidi- 
gers fast völlig genau erkundet worden. Diese Entfernungen sind aller- 
dings noch nicht genügend. Sie waren gewählt, um bei dem unsichtigen 
Wetter brauchbare Ergebnisse zu bekommen. Es hat sich jedoch heraus- 
gestellt, daß auch bei gutem Wetter ein Arbeiten auf wesentlich größeren 
Entfernungen nicht möglich gewesen wäre. Hierzu sind bessere Apparate 
und Objektive mit größerer Brennweite erforderlich. Die Zentrale für 
Photogrammetrie (3. f. P.) ist in deren Konstruktion bereits mit Aussicht 
auf Erfolg eingetreten, die Beschaffung wird also lediglich von der Bewilli- 
gung der nötigen Mittel abhängen. Die für den Fesselballon bestimmten 
Apparate werden voraussichtlich auch vom Luftschiff aus verwendbar sein. 
Daß auch die Photographie vom Flugzeug und vom Drachen auf 
nahen und weiten Entfernungen gutes in der Erkundung leisten wird, ist 
nach fremdländischen Versuchen anzunehmen. Auch auf den nächsten Ent- 
fernungen wird die Photographie im Festungskriege von Wert sein, um 
sich über den Zustand des Inneren der Werke, der Flankierungsanlagen
	        
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