Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Das Friedens- und Waffenstillstandsangebot und die Revolution von oben 527 
  
Hasardspieler vorkommen, wenn er nicht auf die baldigste Beendigung des 
Krieges durch einen Waffenstillstand drängte. Dies sei geschehen."“ 
Ich weiß, daß General Ludendorff diese Ausführungen andern Herren 
gegenüber wiederholt hat. In einem Fall — ich glaube, es waren die 
deutschen Militärbevollmächtigten — war ich dabei. 
Da Exzellenz Scheidemann sagt, daß aktenmäßig festliege, daß General 
Ludendorff sich selbst als Hasardspieler bezeichnet habe, General Ludendorff 
aber an dem fraglichen 1. Oktober nicht in Berlin gewesen ist, so muß ich 
annehmen, daß Exzellenz Scheidemann sich auf einen Bericht aus Spaa, 
vermutlich vom Vertreter des Auswärtigen Amtes oder des Reichskanzlers, 
stützt, dem gegenüber General Ludendorff gleichfalls die oben angeführten 
Ausführungen gemacht haben kann. Die Ausführungen des Generals 
Ludendorff beweisen das Gegenteil von dem, was Exzellenz Scheidemann 
behauptet: General Ludendorff hat kein Hasardspieler sein wollen, daher 
sein Drängen auf den Waffenstillstand. 
gez. v. Bartenwerffer, 
Generalmajor. 
o) 
Oberst v. Haeften schreibt über den 30. September in einem dienst- 
lichen Bericht, den er der damaligen Obersten Heeresleitung über die Vor- 
gänge im Herbst 1918 erstattet hat, und den mir mit Genehmigung des 
Generalfeldmarschalls Oberst Heye ebenfalls im März 1919 übersandte: 
„Am 30. September zwischen 10 und 11 Uhr vormittags rief mich der 
General Ludendorff aus Spaa telephonisch an und teilte mir in Kürze das 
Ergebnis der Besprechung mit, mit dem Ersuchen, ich solle, nachdem nun 
einmal der schwerwiegende, große Entschluß gefaßt sei, in Berlin alles 
daran setzen, um die Regierung zum schnellen und energischen Handeln zu 
veranlassen. Er betonte jedoch ausdrücklich hierbei, 
daß er hiermit nicht drängeln wolle, daß aber jeder 
Tag des Zögerns und der Untätigkeit verhängnisvoll werden könne. 
Er forderte mich auf, auf den Staatssekretär v. Hintze einzuwirken, 
zunächst auf seinem Posten auszuharren und die Einleitung 2:25 
Friedensschrittes durchzuführen. Ich sprach in diesem Sinne mit dem 
Staatssekretär am Nachmittage, der jedoch auf seinem Entschluß, von 
seiner Stellung zurückzutreten, beharrte. Der Friedensschritt müsse, 
wenn er Erfolg haben sollte, von der neuen Regierung unternommen 
werden. Ich bemerkte, daß noch geraume Zeit hingehen könne, bis die neue 
Regierung gebildet sei, inzwischen aber gehandelt werden müsse. Er 
schnitt indes meine Worte mit der Erwiderung ab: #Ach was, die neue Re- 
gierung ist spätestens morgen nachmittag gebildet, und dann kann das
	        
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