Das Friedens- und Waffenstillstandsangebot und die Revolution von oben 531
Wege zu erledigen. Die Sache wurde von Spaa aus in die Hand genom-
men, der Sonderzug Seiner Majestät des Kaisers in Köln angehalten, das
Schloß in Karlsruhe verständigt, alle Leitungen vorbereitet und die An-
frage ohne Schwierigkeiten in 11½ Stunden erledigt. Um 12 Uhr mitter-
nachts war die Genehmigung des Großherzogs von Baden da. Die schnelle
Durchführung dieses Telephonverkehrs durch die Oberste Heeresleitung hat
bei den Herren in Berlin wohl den Eindruck erweckt, daß die Oberste
Heeresleitung außerordentliche Gründe für ihr Drängen habe. Tatsächlich
war diese Art des Fernverkehrs etwas Alltägliches, die Herren waren nur
anscheinend noch nicht mit dem Gebrauch moderner Fernsprecheinrichtun-
gen bekannt.“
c) Oberst v. Haeften schreibt über den Verkehr
zwischen ihm und mir am 1.Oktober und 2. vormittags
in seinem Bericht:
„In der 12. Abendstunde erstattete ich Exzellenz Ludendorff Bericht
von den Verhandlungen (zwischen dem Vizekanzler v. Payer und dem
Prinzen Max von Baden) über Annahme des Kanzlerpostens und der Un-
möglichkeit, das Friedensangebot noch am heutigen Tage hinausgehen zu
lassen, zumal der Prinz es ablehnte, es zu unterzeichnen. Exzellenz Luden-
dorff nahm das keineswegs tragisch, vielmehr ging er ruhig auf meine sach-
lichen Gegenvorschläge ein, so daß ich nicht den Eindruck gewann, daß Ex-
zellenz auf der wörtlichen Ausführung der telephonischen Weisung an Mojor
Frhr. v. dem Bussche bestünde. Er sagte mir, daß die Zustimmung des
Kaisers und des Großherzogs von Baden zu der Ernennung des Prinzen
Max herbeigeführt würde. Diese erwarte er jeden Augenblick. Während
der Unterredung erhielt Exzellenz die Meldung von der telephonischen Zu-
stimmung Sr. Majestät und des Großherzogs von Baden und wiederholte
die Aufforderung an mich, den Prinzen zum Unterzeichnen zu veranlassen.
Ich versprach, es morgen versuchen zu wollen, bezweifelte aber, daß der
Prinz es tun würde, da er noch gar nicht mit den politischen Parteien ver-
handelt habe. Dies würde wahrscheinlich mehrere Tage in Anspruch
nehmen. Es war mittlerweile ½1 Uhr nachts geworden.
Am 2. Oktober früh acht Uhr suchte ich den Prinzen auf, um ihm die
Bitte des Generals Ludendorff vorzutragen. Der Prinz war sehr eilig, da
er gerade eine Besprechung mit dem Führer der sozialdemokratischen
Partei, Herrn Ebert, hatte. Bevor er sich nicht mit den Führern der politi-
schen Parteien geeinigt hätte, könne er nicht unterzeichnen. Im Laufe des
2. Oktober habe ich dem General Ludendorff mehrfach telephonisch über die
Lage Bericht erstattet und ihm gemeldet, daß das Friedensangebot an
diesem Tage nicht abgehen würde und voraussichtlich auch nicht am 3. Ok.
tober abgehen würde. Es bestände die Absicht, den Reichstag zum 5. Ok.
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