540 XXII. Friedensverhandlungen
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einzeln aufklären zu lassen und den Major v. dem Bussche jedesmal vorher
davon zu unterrichten, wen er vor sich hatte, damit er hiernach das Maß
seiner Aufklärungen abstimmen konnte.“
9.
Vorgãnge in Berlin am 3. Oklober.
Der Generalfeldmarschall erhielt einen Fragebogen, den er sofort be-
antwortete. Die Antworten habe ich gleich unter die Fragen gestellt.
Nr. 32 des Weißbuchs.
Telegramm des Reichskanzlers Prinz Max an den Generalfeldmarschall
v. Hindenburg.
5* 8 „Berlin, den 3. Oktober.
Bevor ich mich über die Einleitung der von der Obersten Heeres-
leitung gewünschten Friedensaktion schlüssig mache, beehre ich mich, Euer
Exzellenz um Stellungnahme zu folgenden Fragen zu bitten:
1. (Frage. Der Verfasser.) Wie lange kann die Armee den Feind
noch jenseits der deutschen Grenze halten?
Antwort: Die Frage kann nicht in derselben präzisen Form, in der sie
gestellt ist, beantwortet werden. Das Halten hängt von vielen Faktoren ab,
und auch davon, mit welcher Kraft und welchen Mitteln der Gegner seinen
Angriff fortsetzt und wie sich demgegenüber unsere Widerstandskraft auf die
Dauer beweist.
Gegenwärtig steht das deutsche Heer fest, gezwungen wird es, von Ab-
schnitt zu Abschnitt, sich zäh an den feindlichen Boden klammernd, auszu-
weichen. Die Dauer solcher Rückbewegung ist nicht genau vorher zu be-
stimmen. Man kann aber hoffen, daß sie bis zum nächsten Frühjahr
deutsches Gebiet schützen werde.
2. (Frage. Der Verfasser.) Muß die Oberste Heeresleitung einen
militärischen Zusammenbruch erwarten und bejahendenfalls in welcher
Zeit? Würde der Zusammenbruch das Ende unserer militärischen Wider-
standskraft bedeuten?
Antwort: Die Frage ist durch die Antwort zu 1 mit beantwortet. An
einen allgemeinen Zusammenbruch glaube ich nicht. Das auf feindliche
Einbrüche folgende ausweichende Zusammenziehen der Front braucht einen
solchen nicht zur Folge haben, solange noch irgendwelche Reserven vor-
handen sind.
3. (Frage. Der Verfasser.): Ist die militärische Lage so kritisch, daß
sofort eine Aktion mit dem Ziel Waffenstillstand und Friede eingeleitet
werden muß?