Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

546 XXII. Friedensverhandlungen 
  
  
Denn das deutsche Volk wünscht nicht den Krieg, sondern den Frieden. Ebenso wie 
alle anderen Völker sehnt es den Frieden herbei, der diesem furchtbaren Blutvergießen 
ein Ende bereitet. Deshalb begrüßen wir den uns heute mitgeteilten Schritt der Re- 
gierung, der uns eine, wenn auch noch unbestimmte Aussicht auf den Frieden eröffnet. 
Und im Namen des deutschen Volkes und des Reichstags, dessen große Mehrheit mit 
diesem bedeutungsvollen Schritte der Regierung einverstanden ist, erkläre ich, daß wir 
das Friedensangebot billigen und uns zu eigen machen. 
11. 
Der 8. Oktober. — Wilsons erste Note“). 
Staatsdepartement, 8. Oktober 1918. 
Mein Herr! Ich habe die Ehre, im Namen des Präsidenten den Empfang 
Ihrer Note vom 6. Oktober zu bestätigen, die die Mitteilung der deutschen Regierung 
an den Präsidenten einschloß, und ich bin von dem Präsidenten beauftragt, Sie zu 
bitten, dem deutschen Reichskanzler folgende Mitteilung zu machen: 
Ehe er auf das Ansuchen der Kaiserlich Deutschen Regierung antwortet und 
damit die Antwort so richtig und gradsinnig erteilt wird, wie die wichtigen Interessen, 
die darin eingeschlossen sind, es erfordern, hält der Präsident der Vereinigten Staaten 
es für notwendig, sich des genauen Sinnes der Note des Reichskanzlers zu versichern. 
Meint der Herr Reichskanzler, daß die Kaiserlich Deutsche Regierung die Be- 
dingungen, die vom Präsidenten in seiner Botschaft an den Kongreß der Vereinigten 
Staaten vom 8. Januar und in den folgenden Botschaften niedergelegt worden sind, 
annimmt und daß ihr Zweck beim Eintritt in die Diskussion nur der sein würde, sich 
über die praktischen Einzelheiten ihrer Anwendung zu verständigen? 
Der Präsident der Vereinigten Staaten fühlt sich verpflichtet, zu dem Vor- 
schlage eines Waffenstillstandes zu erklären, daß er sich nicht berechtigt fühlen würde, 
den Regierungen, mit denen die Vereinigten Staaten gegen die Mittelmächte verbunden 
sind, einen Waffenstillstand vorzuschlagen, solange die Heere dieser Mächte auf ihrem 
Boden stehen. Der gute Glaube jeder Diskussion würde anderseits von der Zustimmung 
der Mittelmächte abhängen, sofort die Truppen überall aus den besetzten Gebieten 
zurückzuziehen. 
Der Präsident glaubt auch zu der Frage berechtigt zu sein, ob der Kanzler nur 
für diejenigen Gewalten des Reiches spricht, die bisher den Krieg geführt haben. Er 
hält die Antwort auf diese Frage von jedem Standpunkt aus für außerordentlich 
wichtig. 
Empfangen Sie mein Herr, die erneute Versicherung meiner Hochschätzung. 
gez. Robert Lansing. 
12. 
Sitzung in Berlin am 9. Oktober. Vorher Besprechung mil dem Reichs- 
kanzler unker vier Augen. 
A. 
Fragen des Reichskanzlers und meine Antworten in der Sitzung am 9. Oktober. 
Als Begründung der Fragen wurde angegeben: wir müssen mit der Möglichkeit 
rechnen, daß diese Bedingungen (die der Präsident Wilson stellen würde) schwer sind. 
Wir werden also vor die Frage gestellt, ob unsere militärische Lage es uns gestattet, 
durch Verhandlung eine Milderung der Bedingungen anzustreben, auf die Gefahr hin, 
daß darüber eine Reihe von Wochen vergeht, Österreich-Ungarn und die Türkei sich 
*) „Das Verschieben der Verantwortlichkeit“", Berlin 1919, Ernst Siegfried Mitt- 
ler und Sohn. Der Verfasser.
	        
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