Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Das Friedens- und Waffenstillstandsangebot und die Revolution von oben 549 
  
1. Würden wir angesichts der militärischen Lage gezwungen sein, eine solche 
Forderung anzunehmen? 
I. Nein. 
II. Wir können deutsche Festungen nicht übergeben. Gegenforderungen müssen 
wir stellen. Und: Die Forderung, Metz zu räumen, wäre gegen unsere militärische 
Ehre. 
2. Inwieweit würde die Annahme der Forderungen von Gegenbedingungen ab- 
hängig zu machen sein?! 
I. — — 
II. Reichskanzler: Sollen Verhandlungen mit der Entente scheitern, wenn auch 
französische oder englische Truppen nach Belgien gehen? 
Qudendorff: Nein. 
Reichstanzler: Wie steht es mit Anspruch auf Räumung des besetzten deutschen 
Gebiets durch den Feind? 
Ludendorff: Hängt von Frontlage ab. 
B 
Über die allgemeine Kriegslage gab ich nach Protokoll 38 
folgende Beurteilung ab: 
„Krieg 1914 brachte schwierige Lage. Große feindliche Überlegenheit. 1916, bei 
Hindenburgs und Ludendorffs Berufung besonders schwierige Lage durch Rumäniens 
Eingreifen. Starke Kräfte blieben durch Krieg im Osten gefesselt. Damals auch 
Sommeschlacht. Munitionsnot. Deshalb große Bemühungen um Abhilfe. Hinden- 
burgprogramm. Erhöhte Arbeiter= und Ersatzbestellung. Dienstpflicht weiter aus- 
gedehnt (keine zutreffende Wiedergabe meiner Worte, es handelte sich nur um An- 
träge. Der Verfasser.). Hilfsdienstgesetz. 
1916 ging zu Ende mit Zuversicht auf große feindliche Überlegenheit in Ost und 
West. Schwere Sorgen. Einziges Mittel, Westfront zu halten, war U-Bootkrieg. 
Feldmarschall und Ludendorff deshalb dafür. (Es lagen auch andere, sehr gewichtige 
Gründe vor. Der Verfasser.) Ferner Frontzurücknahme. April—Mai Arrasschlacht. 
Große Verluste, aber erfolgreiche Abwehr. Rußlands Zusammenbruch erleichterte uns 
denn auch direkte Unterstützung Österreich-Ungarns, das 12. Isonzoschlacht nicht aus- 
zuhalten drohte. Auch an Westfront Offensivmöglichkeit. Vorher aber im OÖsten Rücken 
frei zu machen. Englisch-bolschewistische Ententefront zu verhindern. Homburger Be- 
sprechung. Weit nach Norden gehend (Finnland), um England von Petersburg fern- 
zuhalten. Auch Verpflegungsnot. Zwang, weit nach Osten (Muß heißen: in die 
Ukraine. Der Verfasser.) zu gehen. Ukraine gab wertvolle Rohstoffe, verzögerte Bildung 
bolschewistischer Front. Frühsahr 205 Divisionen im Westen, 32 im Osten, letztere 
nicht kampffähig. Front im Osten ganz dünn. Oberost nicht mehr sicher, Bolsche- 
wismus von besetzten Gebieten fernhalten zu können"). 
Was im Westen zu tun ? Im Frühjahr bei uns Uberlegenheit von 20 bis 25 
Divisionen, Offensive nötig, um Bundeegenossen zu fesseln und womöglich vor 
Eintreffen der amerikanischen Massen im Westen zu siegen. Friedensangebot lag 
damals nicht vor. Offensive sollte Gegner friedensbereit machen. So noch im Juni. 
Hoffnung blieb unerfüllt). 
Gründe: Massenanwendung von Tanks. Grippe. Kartoffelmangel bei uns. Bis 
8. August trotzdem Kriegslage gut. Da aber 6 bis 7 Diovisionen in 2 bis 3 Stunden im 
Rebel überrannt. Empfindliche Bruchstelle. Hartnäckige weitere Angriffe. In letzten 
Monaten fehlen uns monatlich 70 000 Mann. Hoöchste Tapferkeit von Offlzier und 
Mann. Berichte erregen tiefste Rührung. (Hier fehlt die Wiedergabe der Schatten- 
seiten zu dieser erhebenden Tatsache. Der Verfasser.) 
*) Das war die Kräftezersplitterung, die uns vorgeworfen wird. Der Verfasser. 
*#) Ich habe hier unbewußt dieselben Worte gebraucht, die ich am 13. August 
gesagt hatte, so waren sie mir geläufig. Der Verfasser.
	        
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