Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

550 XXII. Friedensverhandlungen 
  
  
Große Frage, ob noch Menschennachschub zu haben. April und Juni bat Oberste 
Heeresleitung um mehr Ergänzung. Besprechung im August ging ebendahin. Ent- 
scheidendes kam aber nicht zustande. Ob noch möglich, muß Kriegsminister wissen. 
Materialersatz ist gesichert, aber Leute fehlen. Tankangriffe sehr gefährlich. Seit 
8. August hat Oberste Heeresleitung dem Reichskanzler erklärt, sie sei nicht mehr in 
der Lage, den Krieg positiv zu beenden durch Waffenschlag, der Feind friedenswillig 
macht. Anfang September neutrale Friedensvermittlung von Oberster Heeresleitung 
angeregt (Wiedergabe des Protokolls ist hier nicht richtig. Der Verfasser.). Dann Zu- 
sammenbruch Bulgariens. 
Noch im Juni glänzender Eindruck der Bulgaren. (Wiedergabe des Protokolls 
ist hier durchaus unrichtig. Der Verfasser.) Sprachunkenntnis erschwert Eindringen 
in bulgarische Psyche. Scholtz hat viel für bulgarisches Heer getan. Aber bulgarische 
Generale haben Radoslawow gestürzt und Heer verhetzt. Regierung dann an Entente 
gewandt. Bulgarische Oberste Heeresleitung versagte Ablösung schlechter Diovisions- 
kommandeure. Wir drehten 5 Diovisionen zur Deckung Süd-Ostfront Österreich-Ungarns 
ab. Entente kann sich durch Bulgarien gegen Kospoli wenden, Türken sammeln sich 
bei Tschatschaldtscha. Wir ließen Zuzug aus Rumänien kommen. (Unrichtig. Der 
Verfasser.) Türkei wird aushalten. Wir werden Südost-Front der Monarchie halten 
können. Sind aber nicht imstande, Donau und Rumänien zu sichern. Rumänien 
militärisch mit Kräften, die wir vertragsgemäß dort haben, nicht zu halten. Wie hoch 
ist bolschewistische Gefahr zu schätzen?" Davon hängt es ab, ob wir die Ukraine auf- 
geben können. (Waren noch andere Gründe maßgebend. Der Verfasser.) Um Front 
zu kürzen und einige Divisionen für Donau freizumachen. Militärisch ist Rumänien 
mit unseren jetzigen Kräften nicht gegen Anmarsch von Süden zu halten. Dort nur 
Sereth--Linie zu halten. Dort nur alte Leute. Wollen wir Rumänien halten, so müssen 
wir wissen, wie groß bolschewistische Gefahr eingeschätzt wird. Wir könnten aus 
Ukraine einige Divoisionen nach Rumänien bringen, aber dann können wir militärisch 
uns gegen Bolschewismus nicht mehr schützen. Nicht wahrscheinlich, daß mehr wie 4 
bis 5 Divisionen aus dem Osten nach Westen gebracht werden können. (Die Wieder- 
gabe ist hier nicht genau. Die Verstärkungen aus dem Osten nach dem Westen und 
Rumänien gehen durcheinander. Der Versasser.) 
Im Westen entscheidet Mannschaftsmangel. Lage ernst. Gestern schwerer Tag. 
Einbruch der Engländer bei St. Quentin. Alle Pläne der Entente nicht gelungen; 
vorbereitetes Kavalleriekorps nicht zur Entwicklung gekommen. Wir haben aber zurück- 
gehen müssen. Die Divisionen sind nicht mehr kampfkräftig. Wir wollen lieber zurück- 
gehen, als uns schlagen lassen. Wir ziehen uns immer mehr zusammen.“ 
So etwa mein Vortrag. 
C 
Weiteres aus der Sitzung vom 9. Oktober. 
Scheidemann: Stimmung im Heere? Diodisionsbefehle der 41. Dioision. 
Cudendorff: 8. August war schwarzer Tag in der Geschichte. Schlag für die Führung. 
Truppe hatte Grippe, keine Kartoffeln, Ernährung war schlecht. Damals Stimmung 
schlecht, jetzt gebessert. Damals Mannschaften aus der Etappe geholt. G.-v.-Leute 
haben Geist verdorben, daher auch viel Gefangene. Jetzt hat man das Gefühl besseren 
Geistes. (Das Protokoll wirft hier verschiedenes durcheinander — ich wollte den 
Begriff garnisonverwendungsfähig abschaffen. Das gelang aber nicht. Ich habe nicht 
die G.-v.-Mannschaften für die Verschlechterung des Geistes verantwortlich gemacht, 
wohl aber einen großen Teil des aus der Heimat eintreffenden Ersatzes. Der Ver- 
fasser.) 
Cudendorff: „Der Ersatz ist zum Teil schlechten Geistes“, und auf Anfrage 
Erzbergers: 
„Die (fehlenden) 70 000 Mann pro Monat sind ohne Berücksichtigung des feind- 
lichen Zuwachses berechnet. Wir brauchen etwas zur Hebung des nationalen 
Schwunges.“
	        
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