Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

572 XXII. Friedensverhandlungen 
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geschafft. Wir wollten sie noch weiter zurückbringen, um sie besser zu schützen, aber 
auf die Bitten des Auswärtigen Amts haben wir sie in französischem Gebiet gelassen. 
Der Reichskanzler: Konnte man die Bilder nicht nach Holland bringen? 
General Ludendorff: Wir haben darüber mit dem Auswärtigen Amt immer in 
Verbindung gestanden und die Sache völkerrechtlich geprüft. Das Amt hat gesagt: Nicht 
aus dem Lande heraus, das würde wie Raub sein. Die einzige Ausnahme bilden die 
Kirchengüter und Weihgefäße, die haben wir dem Erzbischof von Köln in Aufbewahrung 
gegeben. 
Der Reichskanzler: Ist zu den Fragen, die wir an Exzellenz Ludendorff zu stellen 
hatten, noch etwas zu bemerken? 
Dann schließe ich die Sitzung. 
4. 
Das Protokoll der 2. Sitzung vom 17. Oktober (Weißbuch Nr. 58) kann ich im 
einzelnen nicht anerkennen, solche Sprache führe ich nicht. Der Grundgedanke ist 
richtig wiedergegeben. 
Im einzelnen gebe ich folgendes wieder, was auch in der Form meinen 
Außerungen entspricht: 
Solf: Die Frage sei, ob wir eine etwas heftigere Form (für die Beantwortung 
der Wilson-Note. Der Verfasser.) wählen dürften, die unserer Würde entspräche, auch 
auf die Gefahr hin, daß Wilson abschnappe. Können wir dies verantworten? 
Ludendorff: Ja, wir können es verantwmoren und 
belasten wir die neue Note mit einer schärferen Tonart und schnappt darauf Wilson ab, 
so sehen wir daran, daß er es nie ehrlich gemeint hat. 
Der Reichskanzler bestreitet das letztere. Nach eingegangenen Nachrichten will 
Wilson den Frieden, wird aber von England und Frankreich bedrängt. 
Cudendorff spricht sich dafür aus, daß Wilson aufgefordert werde, sich über die 
Bedingungen zu äußern. Die Note müsse der Prüfstein sein, ob er es ehrlich meint 
und ob er auch die Macht hat, seinen Willen durchzusetzen. 
Oberst Heye erläutert seine früheren Worte. Sein Urteil geht dahin, an der 
Lage im großen habe sich nichts geändert. Die Armee bedürfe der Ruhe, je eher 
diese eintrete, um so besser. Als die Oberste Heeresleitung sich zu dem Friedens- 
vorschlag entschloß, ging man von der Ansicht aus, daß ein ehrenvoller Frieden ge- 
schlossen werden könnte. Jetzt (erst) (In Klammer gesetzt. Der Verfasser.) sehe man 
(D. h. alle Welt. Der Verfasser.), daß es um Sein oder Nichtsein ginge. Es müßte 
daher geprüft werden, ob der Entscheidungskampf nochmals aufgenommen werden 
könne. Die Unsicherheit der Lage bleibe für die Oberste Heeresleitung heute noch be- 
stehen. Man könne nicht eine Garantie dafür übernehmen, daß die 18. Armee (Am 
17. wurde bei ihr schwer und verlustreich gekämpft. Der Verfasser.) nicht eine schwere 
Niederlage erleidet, aber in den letzten acht Tagen sei es gut gegangen. Allerdings 
werde der Gegner noch weiter stark angreifen, aber seine Kräfte seien doch geringer 
geworden. Das zeigten jetzt die Kämpfe. Er würde den Versuch, uns zu schlagen, 
fortsetzen, mit Hilfe seiner Artillerie und zahlreicher Tanks. Dadurch entständen große 
MRenschenverluste. Zögen wir uns kämpfend zurück, so müsse das Land zerstört werden, 
denn es müsse eine Sicherheitsgrenze zwischen dem Gegner und uns geschaffen werden. 
Es sei möglich, daß der Feind in Lothringen angreife, demgegenüber seien Gegen- 
maßnahmen in Vorbereitung. 
Die Lage sei ernst, aber nicht hoffnungslos. Die Stimmung der Armee würde 
gehoben werden, wenn unser Angebot durch die Entente zurückgewiesen werden würde. 
Es würde dies einen Antrieb an moralischer Kraft geben. Den Entscheidungskampf 
müßten wir annehmen, wenn die Bedingungen, die uns gestellt würden, entehrend 
seien. 
Die Aussichten für Haltung der Front im Elsaß seien gut. Die erste Linie 
hielten ältere Truppen, die zweite allerdings nur abgekämpfte. Es komme also nur 
darauf an, wie lange der Kampf fortdauere.
	        
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