Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Das Friedens- und Waffenstillstandsangebot und die Revolution von oben 573 
  
Ludendorff: Es zeige sich hier bei den älteren Truppen der Gehalt einer guten 
Friedensschule. Alte Leute zeigten den Wert einer guten Friedensausbildung, daher 
habe er das Vertrauen, daß die Lothringer und Elsässer Front sich halten werde. 
Es sei auch zu berücksichtigen, daß auch die Ententetruppen sehr stark abgekämpft seien. 
18. 
Am 19. Oktober beschreitet die Reichsregierung entgegen der Ansicht 
einiger Staatssekretäre und der Auffassung des Reichskanzlers und des 
Reichstages vom 5. Oktober, trotz meiner Stellungnahme am 17. den Weg 
zur Kapitulation. Die Vorgänge in dieser Sitzung müssen noch bekannt- 
gegeben werden. 
Telegramm der Obersten Heeresleitung vom 20. 10. 1918, 1 Uhr nachm. 
„Die Lage hat sich nicht geändert. Die Türkei hat Sonderverhandlun- 
gen begonnen. Österreich-Ungarn wird bald folgen. Wir werden sehr bald 
in Europa allein dastehen. Die Westfront ist in größter Anspannung. Ein 
Durchbruch bleibt möglich, wenn ich ihn auch nicht befürchte. Durch Absetzen 
vom Feinde in Belgien und Zuführung des zugesagten Ersatzes könnte ein 
nachhaltiger Widerstand organisiert werden, der den Kampf an der West- 
front in die Länge zieht und uns zwar nicht den ausgesprochenen Sieg 
beschert, wohl aber uns vor dem Außersten bewahrt. Aber selbst wenn wir 
geschlagen würden, stünden wir nicht wesentlich schlechter da, als wenn wir 
jetzt schon alles annähmen. "6 
Es ist die Frage zu stellen: Will das deutsche 
Volk um seine Ehre nicht nur in Worten, sondern 
tatsächlich bis zum letzten Mann kämpfen und sich 
damit die Möglichkeit des Wiedererstehens sichern 
o der will es sich zur Kapitulation und damit zum 
Untergang vor der äußersten Kraftanstrengung drän- 
gen lassen? 
Mit der durch das Zugeständnis der Note bewirk- 
ten Preisgabe des U-Bootkrieges ohne jede Gegen- 
leistung beschreiten wir den letzteren Weg. 
Wir würden zudem auf die Stimmung der durch 
die harten Kämpfe schwer geprüften Armee äußerst 
ungünstig einwirken. Ich kann daher der Note in 
diesem Punkte nicht zustimmen. Muß die Regierung, 
fallssie sich dieser Ansicht anschließt, damit rechnen, 
daß die Verhandlungen mit Wilson scheitern, somuß 
sie entschlossen sein, den Kampf bis zum letzten Mann 
unserer Ehre halber auszukämpfen.
	        
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