Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Das Friedens= und Waffenstillstandsangebot und die Revolution von oben 575 
  
  
Volkes, das in seiner großen Mehrheit hinter diesen Reformen steht und deren energische 
Fortführung fordert. 
Die Frage des Präsidenten mit wem er und die gegen Deutschland verbündeten 
Regierungen es zu tun haben, wird somit klar und unzweideutig dahin beantwortet, 
daß das Friedens= und Waffenstillstandsangebot ausgeht von einer Regierung, die, 
frei von jedem willkürlichen und unverantwortlichen Einfluß, getragen wird von der 
Zustimmung der überwältigenden Mehrheit des deutschen Volkes. 
Berlin, den 20. Oktober 1918. gez. Solf. 
20. 
Aus der Reichslagssitzung vom 22. Oktober. 
a) aus der Rede des Reichskanzlers Prinz Max. 
Die letzte Note des Präsidenten Wilson hat dem deutschen Volke keine Klarheit 
darüber gebracht, wie der öffentliche Meinungsstreit ausgehen wird. Vielleicht wird 
die neue Antwort des Präsidenten die endgültige Gewißheit bringen. 
Bis dahin, meine Herren, müssen wir uns in allen unseren Gedanken und in 
allen unseren Handlungen auf die beiden Möglichkeiten rüsten: 
Erstens darauf, daß die feindlichen Regierungen den 
Krieg wollen, und daß uns keine andere Wahl bleibt, als 
uns zur Wehr zu setzen mit der ganzen Kraft eines Volkes, 
das man zum Außersten treibt. Wenn diese Notwendigkeit 
eintritt, so habe ich keinen Zweifel, daß die deutsche Re- 
gierung im Namen des deutschen Volkes zur nationalen 
Verteidigung aufrufen darf, wie sie im NRamen des deut- 
schen Volkes sprechen durfte, als sie für den Frieden han- 
delnd eingriff. Wer sich ehrlich auf den Boden des Rechts- 
friedens gestellt hat, der hat zugleich die Pflicht über- 
nommen, sich nicht kampflos einem Gewaltfrieden zu 
beugen. Eine Regierung, die hierfür kein Empfinden hat, 
wäre der Verachtung des kämpfenden und arbeitenden 
Volkes preisgegeben. Sie würde vom Zorn der öffent- 
lichen Meinung weggefegt. 
Aber, meine Herren, auch die zweite Möglichkeit müssen wir schon heute in ihrer 
ganzen Tragweite ins Auge fassen. Das deutsche Volk darf nicht blind an den Ver- 
handlungstisch geführt werden. Die Nation hat heute ein Recht, die Frage zu stellen: 
wenn nun ein Friede auf der Basis der Wilsonschen Bedingungen zustande kommt, 
was bedeutet das für unser Leben und für unsere Zukunft? Erst unsere Antwort 
auf die Fragen des Präsidenten hat, nach dem Widerhall der öffentlichen Meinung zu 
schließen, dem deutschen Volke zum Bewußtsein gebracht, um was es sich handelt. Jetzt 
will es Klarheit haben. 
Aber um unsere Eigenart ruhig zu entwickeln, müssen wir unser Hausrecht wahren 
können. An unseren Toren steht der Feind. Unser erster und letzter Gedanke gehört 
den Tapferen, die sie gegen die Übermacht verteidigen, und die wir gegen ungerechte 
Anklagen verteidigen müssen. Meine Herren, man soll nicht glauben, daß man unser 
Heer beleidigen kann, ohne unser Volk an der Ehre zu treffen. Schlimme Einzeltaten 
und Maßnahmen hat es in jeder Armee gegeben, aber der Grundwille des Volks- 
heeres lehnt sie ab. Als die Worte gesprochen wurden, daß der Geist des Roten 
Kreuzes gerade so gut zu einem rechten Heer gehört, wie der Offensiogeist, kam über- 
wältigende Zustimmung gerade aus Kreisen der Armee, und es kam die Beslätigung 
von christlichen Soldaten aus Feindesland, die gegen Deutsche gekämpi. haben. 
Meine Herren,R unsere Soldaten haben es heute furchtbar 
schwer. Sie kämpfen mit Sorgen um die Heimat, sie kämp-
	        
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