578 XXII. Friedensverhandlungen
Waffen nicht mehr aufnehmen könne. üÜber einen Frieden würde er mit
Deutschland nur verhandeln, wenn dieses sich den Forderungen der Ver-
bündeten inbezug auf seine innere Gestaltung völlig füge; andernfalls
gebe es nur die bedingungslose Unterwerfung.
Die Antwort Wilsons fordert die militärische Kapitulation. Sie ist
deshalb für uns Soldaten unannehmbar. Sie ist der Beweis, daß der
Vernichtungswille unserer Feinde, der 1914 den Krieg entfesselte, un-
vermindert fortbesteht. Sie ist ferner der Beweis, daß unsere Feinde das
Wort „Rechtsfrieden“ nur im Munde führen, um uns zu täuschen und
unsere Widerstandskraft zu brechen. Wilsons Antwort kann daher für
uns Soldaten nur die Aufforderung sein, den Widerstand mit äußersten
Kräften fortzusetzen. Wenn die Feinde erkennen werden, daß die deutsche
Front mit allen Opfern nicht zu durchbrechen ist, werden sie zu einem
Frieden bereit sein, der Deutschlands Zukunft gerade für die breiten
Schichten des Volkes sichert. gez. v. Hindenburg.
Chef des Generalstabes des Feldheeres. Gr. H. Qu., den 1. 11. 1918.
Nr. OIV 19 851/IVb.
Zu meinem Bedauern habe ich erfahren, daß der Armeebefehl, den
ich am 24. Oktober zur Erläuterung der Antwort des Präsidenten Wilson
erlassen habe, die Auslegung erfahren hat, daß er sich im bewußten
Gegensatz zu den Absichten der Reichsleitung befinde oder diesen vor-
greifen wolle.
Ich lege daher Wert darauf, Euerer Großherzoglichen Hoheit darzu-
legen, wie dieser Armeebefehl zustande kam und in der Pressebesprechung
am 25. Oktober bekanntgegeben wurde.
Nachdem am 24. Oktober vormittags im Großen Hauptaquartier die
Antwort des Präsidenten Wilson bekannt geworden war, mußte erwogen
werden, wie sie den Truppen erläutert werden sollte. Es mußte vermieden
werden, daß sie ohne Erläuterung durch die Zeitungen oder durch Funk-
sprüche den Truppen bekannt wurde. Die zuständigen Bearbeiter ent-
warfen daher ein für die Armeeoberkommandos bestimmtes Telegramm,
das sich auf Ausführungen stützte, die nach telephonischer Mitteilung
am 24. Oktober in einer beim Auswärtigen Amt stattgehabten Be-
sprechung mit Vertretern der Presse abgegeben waren. Bei dieser Be-
sprechung hatte Oberst v. Haeften vom militärischen Standpunkt und
Geheimrat v. Stumm vom politischen Standpunkt Ausführungen gemacht,
die in dem für die Armeeoberkommandos bestimmten Telegramm ver-
wertet wurden.