Das Friedens= und Waffenstillstandsangebot und die Revolution von oben 570
Der Telegrammentwurf wurde dem Ersten Generalquartiermeister
und mir mu der Meldung vorgelegt, daß er der Auffassung der Reichs-
leuung entspreche. General Ludendorff wie ich trugen daher keine Be-
denken, dieses Telegramm an die Armeeoberkommandos zu erlassen.
Am 25. Ottober vormittags erbat sich der Chef des Kriegspresseamts
Instruktionen für die an diesem Tage stattfindende Pressebesprechung.
Ihm wurde mitgeteilt, daß das vorerwähnte Telegramm zur Wilsonnote
an die Armee ergangen sei. Er schlug vor, dieses Telegramm vertraulich,
als nicht zur Veröffentlichung bestimmt, den Pressevertretern mitzuteilen,
weil zu erwarten sei, daß sie den Inhalt des Telegramms auf anorrem
Wege erfahren würden, und damit die Gefahr bestand, daß es veröffent-
licht wurde. Da General Ludendorff und ich uns auf der Fahrt nach
Berlin befanden, hat der zuständige Bearbeiter, ohne von uns dazu er-
mächtigt zu sein, sein Einverständnis erteilt, daß das für die Armee be-
stimmte Telegramm auch bei der Pressebesprechung als vertraulich bekannt-
gegeben wurde. Er trug dazu keine Bedenken, weil er der Ansicht war,
daß das Telegramm die Ansicht der Reichsleitung wiedergebe. Aus dem
gleichen Grunde unterließ es der Chef des Kriegspresseamts, sich vor Be-
kannigabe der ausdrücklichen Zustimmung der Reichsleitung zu versichern.
Als am 25. Oktober mittags festgestellt wurde, daß die Voraussetzung,
der Inhalt des Telegramms entspreche der Auffassung der Reichsleitung,
nicht zutreffe, ist angeordnet worden, das an die Armeeoberkommandos
gerichtete Telegramm anzuhalten.
Euer Großherzogliche Hoheit wollen hieraus ersehen, daß der Erlaß
des Telegramms und seine Bekanntgabe in der Pressebesprechung in der
Annahme erfolgte, in Übereinstimmung mit der Reichsleitung zu handeln,
und daß, als festgestellt wurde, daß dies nicht der Fall war, sofort alles
geschehen ist, um die Folgen des Irrtums einzuschränken.
gez. v. Hindenburg
Generalfeldmarschall.
23.
Pizekanzler v. Payer über die Befprechung vom
25. Oktober 1918 9 Uhr abends.
„v. Payer kommt auf seine gestrige Besprechung mit den Herren der
Obersten Heeresleitung zurück. Sie hätten ihn zu überzeugen versucht, daß
man Verhandlungen abbrechen und mit einer Proklamation an das Volk
dieses zu den Waffen zu rufen suchen müßte. Er habe sich auf anderen
Standpunkt gestellt ... Die Herren seien der Ansicht gewesen, man dürfe
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