Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Die Revolution von unten 583 
  
  
„Als die ersten Gerüchte von einem in der deutschen Marine aufkommenden 
Bolschewismus auftauchten, erkannte die „British Naval Intelligence Division“ es 
als ein aussichtsreiches Unternehmen, zu veranlassen, daß Gerüchte über einen an- 
geblich in der britischen Flotte vorhandenen Bolschewismus in verschiedenen wichtigen 
deutschen Häfen, namentlich unter den Deckmannschaften, in Umlauf gebracht würden. 
Britische Agenten in Kiel, Emden und Kuxhaven erhielten den Auftrag, in geschickter 
Weise die Nachricht zu verbreiten, daß in Scapa und Rosyth große Unzufriedenheit 
herrsche, daß rote Fahnen auf dem „Lion“ und anderen britischen Hauptschiffen gehißt 
worden seien, und daß in Böälde die britische Flotte den ganzen Krieg satt sein würde 
und nur auf das führende Beispiel der deutschen Flotte warte, um aus vollem Herzen 
zum eigentlichen Bolschewismus überzutreten. Der glänzende Erfolg dieser Propa- 
ganda wurde später durch die Ankunft der deutschen Flotte im Firth of Forth — „am 
Bindfaden“, wie Beatty sich drastisch ausdrückte — bestätigt. 
Auf die Frage, warum die deutsche Flotte nicht, wie ihr 14 Tage vorher befohlen 
worden wäre, zum Kampf herausgekommen sei, antworteten deutsche Matrosen: „Weil 
wir dachten, ihr wäret hier draußen jetzt Brüder; wir hörten, ihr hättet rote Fahnen 
gehißt und wartetet auf unsere Ankunft in offener Meuterei, um dann selbst Bolsche- 
wisten zu werden und ein gleiches zu tun."“ 
Wie die Revolution gemacht wurde, siehe Emil Barth, Aus der Werkstatt der 
deutschen Reoolution (Berlm. A. Hoffmann) und Unterirdische Lneralur im revoluionären 
Deutschland während des Weltkrieges von Einst Drahn und Susanne Leonhard (Berlin- 
Fichtenau, Derlag Gesellschaft und Ergiehung). 
D. Feindliche Stimmen über den Ausgang des Krieges. 
1. 
Aus den Denkwürdigkeiten des Großadmirals Lord Fisher of Kilver- 
stone (Memoirs by Lord Fisher, Hodder and Stoughton, London) S. 32: 
„General Plumer erzählte mir selbst, daß er Gelegenheit gehabt habe, 
sich persönlich von der völligen Leistungsfähigkeit der deutschen Armee im 
Augenblick des Waffenstillstandes zu überzeugen. 
S. 97: 
„Beim Festmahl in der Guild Hall am 9. Rovember 1918 wußte der 
Premierminister nicht, daß binnen 36 Stunden von den Deutschen der 
demütigendste Waffenstillstand angenommen werden würde, den es je 
gegeben hat, und einer unserer hauptsächlichsten Kabinettsminister hatte am 
Sonntag zuvor gesagt, daß die Verbandsmächte auf dem letzten Loche 
pfiffen.“ 
2. 
Der frühere deutsche Botschafter in Wien, Graf Wedel, schreibt in 
den „Hamburger Nachrichten“ Juli/ August 1919: 
„Im vergangenen Herbst trafen Ententevertretungen, Missionen und 
Kommissionen in Wien ein. Da man nur Jtalien als eigentlichen Feind 
empfunden hatte, wurden Engländer, Franzosen und Amerikaner freundlich 
aufgenommen. Ein ungezwungener gesellschaftlicher Verkehr wurde an- 
gebahnt. Ich begegnete in einem Wiener Salon einem hohen englischen
	        
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