Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Allgemeines über Stellungsdau 595 
  
wärts kommt. Verlust oder Preisgabe einzelner Teile darf die Gesamtlage nicht 
gefährden. 
„Die Einteilung in Vorfeldzone, Großkampfzone und rückwärtige Zone (vol. II) 
ist ein Begriff der Führung und des Ausbaues. Die Truppe baut 
die ihr zugewiesene Zone nach den ihr erteilten Befehlen aus. 
In allen Kampfzonen wird der nachhaltigste Widerstand in der allgemeinen Höhe 
der Hauptwiderstandslinie geleistet. Vor dieser befindet sich ein mehrere 
100 m breites, ganz dünn mit Postierungen und Maschinengewehren besetztes Vor- 
feld. In die Karten ist die ungefähre Linie der Hauptwiderstandslinie einzudrucken. 
Die Tiefe der gesamten Kampfzone einschließlich Vorfeld ist durch Farbe oder Schraffie- 
rung kenntlich zu machen.“ 
3. Sorgfältiger Stellungsbau ist notwendig. Nur durchlaufende 
Kampf= und Verkehrsgräben, gute Hindernisse und Unterstände ermöglichen das 
dauernde Halten einer Stellung im gewöhnlichen Stellungskrieg mit geringen Kräften; 
sie sind auch im Großkampf für geordnete Führung, Unterkunft und Ver- 
slorgung einer Truppe in den hinteren Linien namentlich dann 
unentbehrlich, wenn die vorderen zu Trichterstellungen geworden sind. Nur eine gut 
vorbereitete Stellung zwingt ferner den Gegner zu zeitraubenden Vorbereitungen und 
zum Einsatz ungewöhnlicher Kräfte und Mittel. 
4. Die Widerstandskraft einer Kampfzone kann sich jedoch 
nicht lediglich auf die Stärke des Ausbaues gründen, da auch 
starker Ausbau an sich mit der Zeit stets dem massierten 
schwersten feindlichen Feuer erliegen würde. 
Es kommt daher darauf an, das feindliche Feuer zeitlich und räumlich zu zer- 
splittern. 
Je mehr Anlagen aller Art in und zwischen den Kampf- 
zonen vorhanden sind, je mehr sie im Gelände verteilt find 
und je weniger sie vom Feinde von der Erde und aus der 
Luft erkannt werden, um so schwerer wird es für den Feind, 
die wichtigsten Stellen zu erkennen und sein Feuer auf diese 
zusammenzufassen, um so mehr Munition und Zeit muß er 
zur Zerstörung der Befestigungsanlagen verwenden. Durch die 
Art des Ausbaues soll der Feind über die Bedeutung der einzelnen Anlagen getäuscht, 
sein Feuer irregeleitet und die Besatzung während des Vorbereitungsfeuers der 
Wirkung entzogen werden. Von Masken und Scheinanlagen ist reichlicher Gebrauch 
zu machen. Geringe Erkennbarkeit aller Anlagen von der Erde 
und aus der Luft gewinnt entscheidende Bedeutung. Auf 
Fliegerdeckung ist größter Wert zu legen. 
Übertreibung in den Stärken der einzelnen Anlagen ist schädlich. Wo zuviel ver- 
langt wird (z. B. zu starke Betonbauten, zu breite Hindernisse), werden entsprechend 
weniger Anlagen gebaut werden können. 
Arbeiten, die nicht dem Kampfzweck, sondern der Schönheit oder übertriebener 
Sauberkeit dienen, sind zu verbieten. 
5. Der Stellungsbau muß ferner zweckmäßige Kräfteverteilung nach 
der Tiefe ermöglichen. 
Die vorderen Linien der Infanteriestellung sind so auszubauen und mit Infan- 
terie und Maschinengewehren zu besetzen, daß die Besatzung jedem überraschenden An- 
griff gewachsen ist. Der vorderste Graben ist oft nur Postengraben. Unter Umständen 
werden davor noch Postierungen in Postenlöcher, Sappen, Trichter vorgeschoben. Die 
Masse der Besatzung (einschl. der Maschinengewehre) ist in den rückwärtigen Linien, 
in deren Zwischengelände, in den Verbindungsgräben und im Gelände unterzubringen. 
Auch Artillerie und Minenwerfer sind tief gegliedert im Gelände zu verteilen. 
6. Da die Kampfführung auch in der Verteidigung aktiv und beweglich ist, 
so ist die Truppe nicht an die Kampfanlagen gebunden. 
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