598 XXIV. Militärische Schriften
merungspunkten, einzelnen Unterständen aller Art und Unterstandsgruppen und
werden je nach Lage und Gelände durch Hindernisse geschützt.
Die Infanteriestellung wird als ein Grabensystem von mehreren durchlaufenden,
unregelmäßig in Abständen von etwa 150 bis 400 m geführten Gräben ausgebaut.
Die Linien sind durch reichliche Verbindungsgräben untereinander zu verbinden. An-
näherungsgräben, die nicht zahlreich genug sein können, stellen die Verbindung von
rückwärts her. Sämtliche Gräben sind dem Gelände so anzupassen, daß der Feind
möglichst von keiner Seite in sie hineinsehen und sie auch aus der Luft schwer erkunden
kann. Geringes Schußfeld genügt. Flankierung ist besonders wirksfam.
Zwischen den einzelnen Linien, zwischen und hinter den
Grabensystemen ist jede Verteidigung auszunutzen und vorzubereiten. Hierzu
dienen Stützpunkte — größere, oft geschlossene Anlagen unter Ausnutzung von
Dörfern, Waldstücken usw. — und Anklammerungspunkte — kleine Gräben,
Trichter, Häuserruinen, Waldstücke, Hecken und ähnliches —. Stützpunkte und An-
klammerungspunkte sind allmählich untereinander durch Gräben, Hindernisse, Annähe-
rungswege zu verbinden, so daß neue Grabensysteme entstehen.
Ortschaften verbrauchen auch bei gutem Ausbau sehr viele Kräfte und sind
besonders gute Ziele für die Artillerie. Dem Bestreben, die Verteidigung und den
Ausbau der Ortschaften für den Großkampf im Stellungskriege zu sehr zu betonen, ist
daher entgegenzuwirken. Ortschaften werden zwar in den ruhigen Zeiten für die
Unterbringung der Truppen ihre Bedeutung erhalten, ihr Ausbau zum Kampf und
zur Unterbringung ist auch häufig leichter zu bewerkstelligen als die Schaffung von
Neuanlagen im offenen Gelände, man tut aber gut, bei der Einbeziehung von Ort.
schaften für den Kampf in die Verteidigungslinie vorsichtig zu verfahren, so daß keines-
falls zu starke Kräfte im Ortskampf festgelegt werden.
A#le Anlagen hinter der ersten Linie müssen so liegen, daß eine Wieder-
eroberung der vordersten Stellungsteile erleichtert wird. Quer zur Front ver-
laufende Riegelgräben, Stützpunkte und Anklammerungspunkte sollen ein Ausbreiten
des Gegners, Aufrollen und Umfassung von rückwärts her nach teilweisem Fall der
vorderen Linie verhindern. Dies ist an den Abschnittsgrenzen von besonderer Wichtig-
keit. Der eingedrungene Gegner muß sich schließlich in Front und Flanke von Schützen-
gräben und Hindernissen umgeben sehen und von gut versteckten Maschinengewehren
und Minenwerfern sowie von der in das eigene Kampfgelände wirkenden Artillerie
zusammengeschossen werden können.
Die Tiefe einer in dieser Weise vorbereiteten Zone soll
bis zu mehreren Kilometern betragen; ihre Begrenzung muß schwer erkennbar sein.
Zweckmäßig werden einzelne Kampflinien zur besonderen Sicherung der Ar-
tillerie bestimmt (Artillerieschutzstellung).
In Wäldern kann, solange der Baumbestand noch nicht abgeschossen ist, an Stelle
des Grabensystems ein System von tiefgegliederten, sich gegenseitig flankierenden
Blockhäufern zweckmäßig sein.
12. Das Gerippe aller Infanteriekampfanlagen bilden
die Aufstellungspunkte der Maschinengewehre sowie die
Unterstände.
13. Die Maschinengewehre sind tief gegliedert und meist flankierend so
einzusetzen, daß alle Gräben und jeder Punkt im Zwischengelände vorwärts und rück-
wärts der eigenen vorderen Linie unter flankierendem und sich kreuzendem Maschinen-
gewehrfeuer liegt, ohne daß der Feind erkennt, woher das Feuer kommt. Aufstellung
an tief liegenden versteckten Punkten ist daher oft zweckmäßig.
Die Maschinengewehre müssen unauf fällig eingebaut werden. Maschinen-
gewehr-Stände der früher üblichen Art sind zu verwerfen. Der Einbau soll lediglich
Gerät, Munition und Bedienung während des feindlichen Artillerie- und Minenfeuers
schützen und muß schnelle Feuerbereitschaft ermöglichen. In der Regel wird über
Bank gefeuert.