Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Allgemeines ũber Stellungsbau 603 
  
  
besondere Arbeitstruppen (Armierungstruppen) auszubauen. Leitung ist meist Sache 
der in der vordersten Zone eingesetzten Division (vgl. jedoch Ziff. 29). 
Weiter rückwärts übernimmt das M. O. K. oder Genkdo, die Leitung. Zum 
Ausbau werden meist nur Arbeitsformationen zur Verfügung stehen, die an 
wichtigen Fronten durch Reserven und Pioniere, Landwehr und Landsturm anzuleiten 
und zu unterstützen sind. Die vorn stehenden Truppen sind über den Fortgang der 
Arbeiten auf dem laufenden zu halten. 
31. Die vorderste Zone wird, wenn sie im Kampf gewonnen und aus- 
gebaut wird, oft Fehler in Anlage und Ausführung aufweisen. Aufgabe 
des Stellungsbaues in ruhiger Zeit ist es, solche Mängel auszubessern. 
Im schweren Kampf wird die vorderste Zone bald zur Trichterstellung. 
Wiederherstellungsarbeiten während des Kampfes sind im allgemeinen aussichtslos. 
Es bleibt nur übrig, während des heftigsten Kampfes ausschließlich an rückwärtigen 
Stellungen zu arbeiten. Nach dem Abflauen können dann entweder allmählich 
Unterstände und Hindernisse im Trichterfeld geschaffen und die Trichter unauffällig 
durch Verkehrs= und Kampfgräben verbunden werden, oder es werden, da diese 
Arbeit sehr mühsam ist und stets nur langsam fortschreitet, Arbeitskräfte und Bau- 
stoffe auch nach Abschluß des Kampfes nur weiter rückwärts eingesetzt. Im letzteren 
Fall muß Aufgabe des Trichterfeldes bei Erneuerung großer Kämpfe in Aussicht 
genommen werden. Maßgebend für den Entschluß sind lediglich die allgemeinen Ge- 
sichtspunkte, besonders Ziff. 1 sowie Ziff. 7 ff. Der Entschluß ist frühzeitig 
zu fassen, damit nicht Kampfkraft, Arbeitsleistung und Bau- 
stoffe nutzlos verbraucht werden. 
32. Jeder Stellungsbau beginnt — nach der Feststellung der Baupläne (siehe 
Ziff. 27) — mit Sicherstellung der Baustoffzufuhr und der sonstigen 
Versorgung. Hierzu ist Ausbau des Straßen= und Bahnnetzes Vorbedingung. 
Außerdem sind Depots für plötzlichen großen Bedarf anzulegen und die Unterkunfts- 
möglichkeit rechtzeitig zu verbessern. « 
Von den eigentlichen Stellungsbauten sind Unterstände, Flankierungsanlagen, 
Beobachtungs= und Befehlsstellen sowie der Ausbau der Verbindungen am wichtigsten. 
Demnächst kommen die Hindernisse. Die reinen Erdarbeiten stehen an letzter Stelle. 
Wenn sie nicht dauernd instand gehalten werden, wozu starke Arbeitskräfte gehören, 
zerfallen sie schnell. Die Herstellung der reinen Erdarbeiten muß daher in rück- 
wärtigen Kampfzonen und oft auch in den rückwärtigen Teilen der Großkampfzonen 
oft ganz oder teilweise unterlassen werden. 
Beim Ausbau ist auf die Veränderungen der Jahreszeiten Rürcksficht 
zu nehmen. Annäherungsgräben in Mulden sind z. B. wegen des Wassers nicht in der 
Tiefe, sondern am Hang zuzuführen, Entwässerungsanlagen sind bereits in der 
trockenen Jahreszeit anzulegen, Einbau von ÖOfen frühzeitig vorzusehen usw. 
VIII. Stellungsbau beim Angriff. 33. Auch der Angriff muß durch plan- 
mäßigen Stellungsbau vorbereitet werden. 
Hierzu gehört: 
a) Vortreiben des vordersten Grabens auf Sturmentfernung, Entfernung der 
Hindernisse und Bezeichnung der Sturmwege, 
b) Einbau von Unterständen und Deckungsgräben zur Aufnahme der Angriffs- 
truppen und ihrer Reserven, 
() Anlage zahlreicher Verbindungsgräben bis in die vorderste Linie, Vermehrung 
der Verkehrs= und Nachrichtenmittel, 
d) Bau der Artillerie- und Minenwerferstellungen für den Artillerie= und Minen= 
werferaufmarsch, Vorbereitung des Stellungswechsels bis zur vorderen Linie, 
e) Anlage von Munitions-, Geräte= und Verpflegungsdepots, Erweiterung der 
Pionierparks, 
f) umfangreiche Arbeiten für Unterbringung und Versorgung, Straßenbau, Ausbau 
des Voll., Feld- und Förderbahnnetzes.
	        
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