620 XXIV. Militärische Schriften
gehen, geprüft ist, ob die Besetzung keine Lücken aufweist und ob der Anschluß über-
all gewahrt ist.
Gleiche Gesichtspunkte gelten sinngemäß bei Verschiebung der Gefechtsstreifen.
Verbindungen und Nachschub. 46. Die Rachrichten verbindung von
den vorderen Kampflinien nach rückwärts, sowohl zu den eigenen
Führern wie zu den anderen Waffen, stößt bei andauerndem, starkem feindlichen
Feuer auf die größten Schwierigkeiten; ihre Aufrechterhaltung ist aber unbedingt not-
wendig. Dauernde Kontrolle der Beobachtungsstellen und Befehlsübermittlungs-
übungen sind daher geboten, so oft Kampfpausen eintreten.
Drahtverbindungen werden leicht zerstört; trotzdem muß dauernd an ihrer
Wiederherstellung gearbeitet werden, da für die Gefechtsführung und Versorgung der
Fernsprecher auf die Dauer nicht durch andere Mittel ersetzt werden kann.
Wesentlich weniger empfindlich gegen feindliches Feuer sind Lichtsignal-
verbindungen, Funkenstationen und Erdtelegraphie. Der Ein-
satz dieser Mittel ist aber zahlenmäßig beschränkt; sie sind deshalb ebenso wie die
Brieftauben, die sich auch im stärksten Feuer als zuverlässig erwiesen haben,
nur zu den wichtigsten Verbindungen zu verwenden.
47. Alle diese Mittel bedürfen der Ergänzung durch sorgsame Einrichtung des
Meldedienstes, durch Läufer, Meldehunde, Signalwerfer und ähnliches. Es
muß von der Infanterie erreicht werden, daß sie ihre Führer und Nachbarn sowie die
vor ihren Abschnitt schießende Artillerie über die Lage in vorderer Linie dauernd
unterrichtet. Die Infanterie muß hierbei von den Führern und der Artillerie durch
Vorsenden von Aufklärern unterstützt werden. "
Auf diese Weise werden allerdings oft nur Einzelheiten festgestellt werden. Einen
Gesamtüberblick verschaffen sich die höheren Führer am schnellsten durch Infan-
terieflieger (siehe hierüber Vorschrift für Infanterieflieger).
Für den Meldedienst halten sich außerdem die Infanterieführer Spähtrupps
zur Verfügung. Sie bestehen aus ausgesuchten Leuten (Melder), die im Gelände gut
orientiert sind, und werden nach Bedarf an solche Stellen entsandt, von denen auf
andere Weise keine klare Meldung zu erzielen ist, also meist an die schwierigsten
Kampfstellen. Als Führer sind in wichtigen Fällen Offiziere zu bestimmen.
Auch Meldereiter haben sich, besonders beim Kampf von Eingreiftruppen,
vielfach bewährt.
48. Der Nachschub von rückwärts bis zu den vorderen Linien, um deren Be-
satzung mit allen ihren Bedürfnissen, namentlich Munition, Nahkampfmitteln, Ver-
pflegung (Getränken) zu versorgen, ist ebenso schwierig als wichtig. Von vornherein
ist Vorsorge zu treffen, daß vom Feinde erkannte und durch Feuer gesperrte Wege
durch andere erkundete und festgelegte Verbindungen ersetzt werden können. Der
Kennzeichnung aller Verbindungen durch Tafeln und Zeichen mit Leuchtfarben ist be-
sonderer Wert beizumessen. Jede Truppe muß wissen, welche Verbindung ihr zu-
gewiesen ist.
49. Der Nachschub wird oft dadurch sichergestellt werden können, daß jedes ein-
gesetzte Regiment einen eigenen Nachschubdienst mit Trägerkolonnen unter
Leirung eines besonderen tatkräftigen Offiziers einrichtet. Diese Kolonnen sind tags-
über in der Nähe der vordersten Pionier= und Verpflegungsdepots unterzubringen;
hier ist alles bereitzustellen, was nach vorn gebracht werden muß. Der Transport von
hinten nach den Depots durch Pferdekolonnen und Förderbahnen kann meist nur bei
Dunkelheit durchgeführt werden. Um Menschenkraft zu sparen, sind die Endpunkte
des Kolonnen= oder Förderbahnbetriebes so weit wie möglich nach vorwärts zu legen.
Auf dem Rückweg von vorn wird alles mitgenommen, was zu bergen ist, 3. B.
zerschossenes Gerät und Waffen, Beute, Post. Jede Ablösung ist grundsätzlich als
Trägerkolonne — nach beiden Richtungen — auszunutzen. Jede in die Stellung
rückende Truppe hat ihren mehrtägigen Bedarf an Verpflegung, Infanteriemunition,
Nahkampfmitteln, Gasabwehrwaffen mit sich zu führen.