626 XXIV. Militärische Schriften
aufgestellt werden und nicht vorzeitig ins Feuer treten, damit sie nicht zu frũüh erkanm
und vernichtet werden.
Außerdem sind schwere Steilfeuerbatterien zur Bekämpfung zu bestimmen. Sie
erhalten bestimmte Geländeteile, d. h. in der Regel Zielstreifen dicht vor unseren Linien,
zugewiesen, gegen die sie beobachten können und auf die sie sich in Zeiten der Ruhe
einzuschießen haben. Tritt ein Panzerkraftwagen in einem solchen Zielbereich einer
Batterie auf, so schwenkt sie mit allen Geschützen auf den Tank ab und setzt ihn mit
Salvenfeuer außer Gefecht.
Nur ein derart straff organisiertes Beschießen von Panzerkraftwagen wird Erfolg
haben. Eine allgemeine Bestimmung, daß alle Batterien mit allen oder mit einzelnen
Geschützen, die Panzerkraftwagen erkennen, das Feuer dagegen aufzunehmen haben,
führt zu Verwirrung und Mißerfolg.
In Ausnahmefällen werden auch schwere Flachfeuergeschütze in direktem Schuß
und mit direkter Beobachtung wirken können, z. B. wenn Tanks unsere Linien durch-
brochen haben sollten.
In solchen Fällen können bespannte Züge oder Geschütze, die den Tanks ent-
gegenfahren und sie mit direktem Granatschuß (Sondergeschoß) bekämpfen, gute Er-
folge haben.
Auch M. C. mit s. M. K.-Munition wirken ausgezeichnet gegen die Benzintanks
und bringen diese unter Umständen zur Explosion.
56. Die Unterstützung von Gegenstößen ist eine besonders wichtige
Aujgabe der Artillerie in der Abwehrschlacht.
Gelingt dem Angreifer der Einbruch in die vorbereitete Kampfzone, so wird er
zunächst in heftige infanteristische Kämpfe verwickelt werden. In diesen Kampf kann
die Artillerie des Angreifers nur sehr schwer unmittelbar eingreifen, da das Vorwärts-
kommen seiner Infanterie ungleichmäßig und für die Artilleriebeobachter kaum üÜber-
sehbar sein wird. Die feindliche Infanterie wird also — wenigstens vorübergehend —
in unbekanntem Gelände ohne Feuerschutz der Artillerie kämpfen.
Diesen Schwächemoment muß der Verteidiger ausnutzen (vgl. Ziff. 40 u. 54).
Seine Artillerie muß das Gelände und die von der Infanterie beabsichtigte Art der
Verteidigung genau kennen und sich die verschiedenen Möglichkeiten auf der Karte
und im Gelände klarmachen und vorbereiten. In dieser Vorbereitung beslehl einer
der wichtigsten Vorteile des Verteidigers gegenüber dem Anugreifer.
Das Feuer der Artillerie muß den eingebrochenen Feind im Verein mit den
anderen Waffen zunächst aufhalten, dann niederhalten und mürbe machen. Der
Gegenstoß wird dadurch wirksam vorbereitet. Enges taktisches Zusammenwirken mit
der Infanterie ist hierbei unbedingt notwendig, damit deren Tätigkeit nicht durch
eigenes Artillerlefeuer gestört wird. Bewegliche Artillerie, die im Angriffsgelände
möglichst nahe an die Infanterie heranfährt, direkt schießt und beobachtet, ist oft besser
in der Lage, gegen den eingedrungenen Feind zu wirken, als planmäßig aufgestellte
Artillerie aus Stellungen, die dem Gegner bekannt sind.
Vor allem die leichte Artillerie ist für solche Aufgaben geeignet. Einige Batterien
sind hierfür bespannt oder in Lauerstellung zurückzuhalten. Sie dürfen ihre Stellung
nicht vorzeitig durch Beteiligung an den täglichen Schießaufgaben verraten.
Gasfeuer ist bei dem hin und her wogenden Infanteriekampf im allgemeinen
nicht zu verwenden.
Neben der Bekämpfung der vordersten feindlichen Infanterie bleibt zur Unter-
stützung der Gegenstöße die Abriegelung des eingedrungenen Feindes und die Be-
kämpfung aller gegen die Einbruchstelle wirkenden Kampfkräfte des Feindes sowie
die Aufrechterhaltung des artilleristischen Schutzes der Nachbarabschnitte und der ge-
samten übrigen Kampftätigkeit der Artillerie wichtig.
57. Das Ansetzen der Artillerie zur Unterstützung von planmäßig
auf höheren Befehl auszuführenden Gegenangriffen (8iff. 42)
erfolgt nach den für die Angriffsschlacht geltenden Grundsätzen. Es ist dabei zu
beachten: