Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Die Abwehr im Stellungskriege 629 
  
Divisionen mit Weisungen zu versehen. Die Didvisionen ihrerseits haben in weit- 
gehendem Maße selbständig gegenseitige artilleristische Unterstützung zu vereinbaren 
und auch ohne Befehl durchzuführen. 
65. Für die innere Gliederung der Artillerie und die Tätig- 
keit der höheren Artillerieführer fsind die Grundsätze der Gefechtsvor- 
schrift für die Artillerie (besonders Ziff. 8, 12, 201 ff.) maßgebend. Die Einteilung in 
Nah- und Fernkampfgruppen wird die Regel sein. 
Die für die Abwehrschlacht unerläßliche Verstärkung der Artillerie- 
stäbe bei den höheren Kommandobehörden darf nicht zu einer übermäßigen Aus- 
dehnung des Sonderdienstweges für die Artillerie und des Schreibwesens (Statistikl) 
führen. Insbesondere sind die Befehle für die Artillerie nicht auf dem Artilleriedienst- 
wege auszugeben, sondern stets über die Kommandobehörden, weil nur so Zusammen- 
arbeiten der Waffen gewährleistet werden kann. 
Ausslellung und Elurichtung der Balterien, Beobachtung, Verbindungen, Feuer- 
leitang. 66. Alle artilleristischen Einbauten — Munitions- und Mann- 
schaftsunterstände, Geschützstände, Befehls= und Beobachtungsstände, Verbindungen — 
sollen wie die infanteristischen Anlagen in erster Linie der feindlichen Sicht von der 
Erde und aus der Luft entzogen sein. Sie müssen daher einfach sein und sich dem 
Gelände anpassen. Erkannte und unter schwerem Feuer liegende Anlagen werden zer- 
schossen und sind daher, wenn möglich, rechtzeitig zu räumen. Die Berechtigung, aus- 
zuweichen, darf nicht zu vorzeitigem Zurückgehen führen. 
Um die feindliche Erkundung zu erschweren und das feindliche Feuer zu zer- 
splittern, müssen zahlreiche Schein batterien und Masken sowie Wechsel- 
stellungen für Batterie-, Befehls- und Beobachtungsstellen vorhanden sein. Letztere 
find so festzulegen und einzurichten, daß sie nötigenfalls schnell und ohne Reibung be- 
zogen werden können. 
Obwohl die großen Schußweiten die Lösung mehrerer Aufgaben von einer 
Stellung aus an sich möglich machen, darf häufiger Stellungswechsel nicht ge- 
scheut werden. Wechselnde Aufstellung von Batterien im freien Felde ist u. U. dem 
Beziehen einer vorbereiteten, aber vom Feinde erkannten Stellung vorzuziehen. 
Massierung der artilleristischen Anlagen ist zu vermeiden. Tiefen- 
gliederung und Verteilung im Gelände sind für die Artillerie 
ebenso wichtig wie für die Infanterie. Das feindliche Feuer wird da- 
durch zersplittert und die Bekämpfung, insbesondere mit Gas, erschwert, so daß eine 
gewisse Sicherheit gegen gleichzeitigen Ausfall größerer Artillerieteile erreicht wird. 
67. Die Aufstellung der Artillerie muß den Kampfaufgaben entsprechen; sie muß 
besonders auch die Bekämpfung des in die Stellungen des Verteidigers eingedrungenen 
Angreifers gewährleisten. Wo es auf Ausnutzung der Schußweiten ankommt, gehören 
die Feuerstellungen weit nach vorwärts. Gerade die am weitesten schießenden Ge- 
schütze müssen weit vorn stehen. 
Die Batterien der Nahkampfgruppen dagegen dürfen, wenn sie nicht besonders 
günstige Aufstellung finden, nicht zu weit vorn eingesetzt werden, weil sie sonst zu 
leicht von der feindlichen Artillerie gefaßt werden, ehe sie zur Wirkung kommen. Auch 
der Munitionsersatz wird bei größerer Entfernung vom Feinde erleichtert. Anderseits 
sind zu große Schußweiten mit Rücksicht auf die ballistischen Leistungen unerwünscht. 
Längsbestreichung erhöht die Wirkung moralisch und materiell; sie ist stets an- 
zustreben. Aufstellung einzelner Batterien in benachbarten Dinvisionsabschnitten ist 
daher oft zweckmäßig. Eine Anderung in der Unterstellung unter die eigene Division 
tritt dadurch nicht ein. Wenn erforderlich, regeln die Generalkommandos eine solche 
Aufstellung. 
Gut eingedeckte Geschütze oder leichte Infanteriegeschütze können zur RNahyh- 
flankierung gegen durchgebrochene Abteilungen (Panzerkraftwagen) von Wert 
sein. Sie dürfen sich jedoch nicht vorzeitig verraten, sonst werden sie leicht erkannt 
und niedergekämpft.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.