Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Die Abwehr im Stellungskriege 631 
  
eigene Schießen ist auch bei starker Gefechtstätigkeit wenigstens durch die Lichtmeß- 
trupps durchzuführen. Wenn die Schallmeßtrupps bei zu lebhaftem Feuer vorüber- 
gehend lahmgelegt werden, so sind sie doch für Hilfsdienste vorteilhaft verwendbar. 
Außerdem ist es sehr wertvoll, daß Schallmessungen auch bei Nebel möglich sind. 
Neben der Tätigkeit für das eigene Schießen ist die Erkundungstätigkeit der Ar- 
tilleriemeßtrupps unentbehrlich. Sie darf nicht zu übertriebener Statistik ausarten. 
70. Sichere Verbindung zwrwischen Befehlsstellen, Beobachtungsstellen und 
Batterien sowie zu den vorgesetzten Dienststellen, den anderen Waffen und den Nach- 
bartruppen ist maßgebend für die Wirkungsmöglichkeit. 
Drahtverbindung ist für die gewöhnliche Gefechtstätigkeit und für die Versorgung 
nicht zu entbehren. Wenn die Leitungen zerschossen werden, müssen sie daher immer 
wieder ausgebessert werden. Für das Schießen im schwersten Kampf ist aber auf den 
Fernsprecher nicht zu rechnen. Damit die Truppe sich darauf einspielt, ist deshalb schon 
in ruhigen Zeiten der Fernsprecher für das Schießen zeitweise zu verbieten. Funker- 
und Signalverkehr treten dann an seine Stelle. 
Auch die anderen Nachrichtenmittel (z. B. Brieftauben und Meldeketten) kommen 
für artilleristische Zwecke in Betracht. Vergleiche Vorschrift „Die Nachrichtenmittel“. 
71. Die höhere Feuerleitung umfaßt die Tätigkeit des Artilleriekomman- 
deurs, der Regimentsgruppen= und Bataillons-- bzw. Abteilungsuntergruppenkomman-= 
deure im Kampf und regelt bei allen diesen Befehlsstellen das Feuer im allgemeinen 
nach gleichen Grundsätzen, nur daß die Befehle bei den unteren Stellen mehr in das 
einzelne gehen als bei den oberen. Die Grundsätze betreffen: 
a) Zielverteilung. Die Zuweisung der Kampfaufgaben, 
die räumliche Regelung, die Bestimmung des Beginns und der 
Energie des Kampfes der Artillerie ist Sache der Truppen- 
führung und darf nicht den Artilleriekommandeuren über- 
lassen bleiben. UAber die Frage, welche Ziele am wichtigsten und vorzugsweise 
zu bekämpfen sind, entscheidet im allgemeinen der Truppenführer, im einzelnen der 
obere oder untere Artillerieführer. 
Die feindlichen Batteriestellungen werden in Zielgruppen gegliedert, die einzelnen 
Gruppen bezeichnet und zur Bekämpfung den Divisionen, von diesen den Gruppen und 
Untergruppen zugeteilt. Schematische Zuweisung nach Planquadraten oder durch 
Linienverlängerung der Infanteriegefechtsstreisfen ist unzweckmäßig. 
In gleicher Weise sind die Nahziele zu verteilen, insbesondere die Räume für das 
Vernichtungsfeuer sowie die Sperrfeuerräume festzulegen. Die nur in bestimmten 
Fällen (z. B. zur Unterstützung von Nachbarabschnitten oder bei feindlichem Einbruch) 
zu bekämpfenden Ziele sind schon im voraus zu bestimmen, damit der unterstellte 
Führer auch bei Veränderungen der Lage selbständige Entschlüsse fassen kann. Dies 
ist auch zur Ausnutzung von Gelegenheitszielen nötig. 
Fast jeder höhere Verband (Bataillon, Abteilung) wird also mehrere Aufgaben 
haben, er wird z. B. gegen die feindliche Artillerie oder gegen die feindliche Infanterie 
je nach der Gefechtslage kämpfen; ebenso wird fast jede Batterie innerhalb dieser 
Kampfaufgaben mehrere einzelne Ziele zugewiesen bekommen. Darüber hinaus sollen 
aber Zielwechsel möglichst vermieden werden, weil sie zur Zersplitterung des Feuers 
und zum Schießen mit ungenügenden Grundlagen verführen. 
b) Zuweifung der besonderen Beobachtungsmittel. Der Be- 
obachtungsdienst kann gar nicht gründlich genug geregelt werden. Die Beobachtungs- 
stellen sind möglichst mit urteilsfähigen Offizieren zu besetzen. 
Gute und schnelle Übermittlung der Angaben des Wetterdienstes ist wichtig. 
Volle Ausnutzung jeder Möglichkeit der Beobachtung steigert die Wirkung. So 
sind z. B. Flieger oder Ballone auch gegen einfache Nahziele anzusetzen, wenn deren 
Bekämpfung nach der Lage gerade im Vordergrund steht. 
c) Bestimmung des Munitionsvorrates und des Muni- 
tionseinsatzes nach Menge, Tempo und Ziel. Eiserne Munitions--
	        
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