636 XXIV. Militärische Schriften
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(s. Ziff. 90 ff.) häufig das einzige Mittel, Meldungen über die Gefechtslage der vorderen
Linie nach hinten zu geben.
88. Der Luftkampf erstrebt die Erringung der Luftherrschaft,
d. h. die dauernde oder wenigstens die vorübergehende Vertreibung der feindlichen
Luftstreitkräfte aus dem Luftraum über dem Kampffeld. Das Eingreifen in den Kampf
auf der Erde und die Luftbeobachtung soll dadurch für die feindlichen Flieger ver-
hindert, für die eigenen Flieger und Ballone erleichtert werden. Das beste Mittel zur
Erringung und Behauptung der Luftherrschaft sind die Jagdgeschwader und Jagd-
staffeln, denen bestimmte Kampfräume zuzuweisen sind; sie haben die Fesselballone und
Flugzeuge des Gegners aufzusuchen und anzugreifen.
Das A. O. K. hat durch Zusammenfassung der dem AM. O. K. unmittelbar unter-
stehenden Jagdstaffeln oder geschwader in den zur Zeit wichtigsten Abschnitten, in den
entscheidenden Stunden, die feindlichen Luftstreitkräfte auszuschalten und den eigenen
freie Bahn zu schaffen. Zu diesem Zweck sind außerdem die den Generalkommandos
unterstehenden Jagdstaffeln nach Bedarf vorübergehend durch das M. O. K. zusammen-
zuziehen. Besonders wenn der Angriff unmittelbar bevorsteht, sind zur Niederkämpfung
der zu erwartenden Massen feindlicher Flieger möglichst viele Jagdstaffeln, auch unter
Entblößung nicht angegriffener Abschnitte, zum offensiven Luftkampf einzusetzen. Ge-
schwaderangriffe gegen die feindlichen Fesselballone sind in diesem Zeitpunkt des
Kampfes wertooll.
Eine völlige Unterbindung der feindlichen Lufterkundung für
längere Zeit und große Räume läßt sich nicht erreichen. Eine dauernde Luftsperre
verzehrt und zersplittert Kräfte und kann durch einen willensstarken Gegner jederzeit
durchbrochen werden. Eine solche rein defensive Abwehr der feindlichen Fliegertätig-
keit führt nicht zum Ziel.
89. Das unmittelbare Eingreifen der Flieger in den Kampf
auf der Erde erfolgt durch Maschinengewehrfeuer und Bombenangriffe und ist
von hoher Bedeutung. Den Fliegern eröffnet sich hier ein weites Feld schönster Be-
tätigung.
Der Einsatz von geschlossenen Fliegerverbänden (Schutzstaffeln, Kampfgeschwader,
Jagdstaffeln) hierzu ist zweckmäßig. Auch einzelne Infanterieflieger können gute Dienste
leisten, sie dürfen sich dadurch jedoch nicht von anderen Aufgaben abhalten lassen.
In der Verteidigung werden sich die Angriffe mit Maschinengewehren
gegen bereitgestellte Sturmtruppen, anmarschierende Verstärkungen, gegen die vor-
brechende feindliche Infanterie und gegen die feuernde Artillerie zu richten haben.
Beim eigenen Angriff werden die Flieger in niedriger Höhe der stürmen-
den Infanterie voranfliegen, um durch Maschinengewehrfeuer die feindliche Infanterie
zu bekämpfen und niederzuhalten. Weiter haben sie sich gegen die zum Gegenstoß
vorbrechenden Reserven sowie gegen ungedeckt stehende und auffahrende Batterien
zu wenden. Auch der Nachschubverkehr wird ein dankbares Ziel sein.
Die Bombenangriffe sind sowohl in der Verteidigung als auch während der
eigentlichen Schlacht gegen die festgestellten feindlichen Ausladepunkte, Munitionslager,
Flughäfen, Verpflegungsmagazine und Artilleriegruppen auszuführen; sie können bei
planmäßiger starker Durchführung zu einer erheblichen Verzögerung und Störung des
feindlichen Angriffs führen. Lohnende Ziele werden infolge des starken Verkehrs und
Bedarfs an Truppen und Mitteln aller Art stets vorhanden sein.
Aufgaben der Ballone. 90. Die Ballonbeobachtung und die
Flieger ergänzen und ersetzen sich in der Nahaufklärung (Ziff. 86) und in bezug auf
die Tätigkeit der Artillerie= und Infanterieflieger (Ziff. 87) gegenseitig. Wichtigste
Aufgabe der Ballonbeobachtung ist die unmittelbare Schußbeobachtung, demnächst die
allgemeine Überwachung des Schlachtfeldes in bezug auf Verteilung und Stärke des
feindlichen Feuers (örtliche Begrenzung, Vorverlegen, feuerarme Räume ufsw.), ferner
auf Sperrfeuerzeichen und andere Signale bei Freund und Feind, auf Lage des
eigenen Feuers, auf Bewegungen beim Feind, z. B. Heranziehen der Reserven, Gas-