Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Die Abwehr im Stellungskriege 637 
  
  
angriff usm. Außerdem sind die Ballone, besonders bei Nacht, auch als hohe Meß- 
stelle zu verwerten. 
91. Ballonhallen und Ballonaufstiegstellen sollen der Sicht des 
Feindes von der Erde und vom Ballon aus und damit dem beobachteten feindlichen 
Artilleriefeuer entzogen sein. Zur Erreichung der besten Sichtverhältnisse für den 
zugewiesenen Beobachtungsraum kann ein zeitweiliges Vormarschieren von der Auf- 
stiegstelle mit „Ballon hoch“ oder die Aufstellung des Ballons im Nachbarabschnitt 
geboten sein; an der taktischen Unterstellung braucht im letzteren Falle nichts ge- 
ändert zu werden. Für das Marschieren mit „Ballon hoch“ ist Schaffung geeigneter 
Ballondurchlasse durch die Stellungen und Drahtleitungen erforderlich. 
92. Schutz gegen feindliche Flieger finden die Ballone durch Flak 
(hauptsächlich M-Flak), Revolverkanonen, Maschinengewehre und durch rechtzeitiges 
Einholen bei erkanntem Angriff. Da die M--Flak an Feuergeschwindigkeit und 
ballistischer Leistung den Revolverkanonen überlegen sind, sind erstere insbesondere 
zum Ballonschutz an Hauptkampffronten einzusetzen. 
IFllegerbekämpfung von der Erde aus. 93. Niedrig fliegende feind- 
liche Flieger sind hauptsächlich durch M. G. zu bekämpfen (vgl. Ziff. 36 und 
Merkblatt der O. H. L.. vom 1. 8. 1917 Ic Nr. 61 294o0p.) Dieser Aufgabe ist erhöhte 
Aufmerksamkeit zuzuwenden. 
94. Der Einsatz der Flak, denen neben den Kampffliegern die Abwehr höher 
fliegender feindlicher Flieger zufällt, wird vom Armee-Oberkommando 
nach einheitlichen Gesichtspunkten geregelt. Aufstellung im einzelnen ist Sache der 
Gruppen, denen die Flaks zu unterstellen sind. Nur an den Fronten, an denen kein 
Flak-Gruppenkommandeur vorhanden ist, unterstehen die Flaks unmittelbar dem Armee- 
Oberkommando. Eine Zuteilung von Flak an die Divisionen hat zu unterbleiben. 
Die Flak werden zweckmäßig so verteilt, daß eine oder mehrere lückenlose Ab- 
wehrlinien entstehen, die von feindlichen Flugzeugen nur in großen Höhen zu durch- 
brechen sind. Zusammenfassung der Flak zu 2 oder 4 Geschüten erhöht die Treff- 
aussichten. Um gegenseitige Störungen durch gleichzeitiges Schießen mehrerer Flak- 
einheiten auf dasselbe Luftziel zu vermeiden, kann das zeitweilige Zusammenfassen 
mehrerer Flakeinheiten zu Untergruppen unter einheitlicher Feuerleitung geboten sein. 
Um die jenseits der Front tätigen feindlichen Flieger bekämpfen zu können, ist 
die vordere Abwehrlinie so weit wie möglich vorzuschieben. 
95. Wichtige rückwärtige Punkte, wie Bahnhöfe, Munitionslager, 
Pionierparks, Flughäfen, Brücken sind durch Flak (in erster Linie ortsfeste) oder M. C. 
zu schützen. 
96. Um durch feindliches Feuer oder Abnutzung entstehende Ausfälle an der 
Front sofort decken zu können, empfiehlt sich für die A. O. Ks. bei Masseneinsatz das 
Ausscheiden einer Reserve an leichten K-Flak und pferdebespannten Flak- 
einheiten. Diese Reserven sind jedoch nicht brachzulegen, sondern im rückwärtigen 
Operationsgebiet zur Verstärkung des Schutzes von Bahnhöfen, Munitionslagern 
u. dgl. zu verteilen, um sie im Bedarfsfall gegen abgekämpfte oder zeitweilig un- 
beweglich gewordene Flak vorderer Linie auszutauschen. 
97. Die Verwendung von starken Scheinwerfern kann die 
Wirkung von Flak bei Nacht erhöhen. Flieger, die plötzlich in den Bereich des Licht- 
kegels kommen, verlieren außerdem leicht die Orientierung und das Gleichgewichts- 
gefühl. 
V. Pionler98. Die Arbeiten, die in der Verteidigungsschlacht teils durch 
Zerstörungen und Verschüttungen, teils durch Umgestaltung und Ergänzung des Ver- 
teidigungssystems nötig werden, kann die Infanterie allein nicht bewältigen. Die 
dauernd zur Division gehörigen Pionierkompagnien reichen zur Unterstützung nicht 
aus. Ihre Vermehrung zur Schlacht ist nötig. 
Die Pioniere bilden für die höhere Führung das Mittel, 
Planmäßigkeit und Stetigkeit in den Ausbau zu bringen. Sie
	        
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