Der Angriff im Stellungskriege 640
s)Schutz der Infanterie durch einen Feuerriegel nach Erreichen des Angriffsziels,
8) Abwehr feindlicher Gegenangriffe, Fernhalten herankommender Reserven.
37. Die Gliederung der Artillerie erfolgt nach gleichen Grundsätzen
wie in der Abwehr (vgl. Teil 8 und Gefechtsvorschrift für die Artillerie). Straffe Ge-
fechtsführung auch in artilleristischer Beziehung durch die Dioisionen, Generalkom-
mandos und A. O. Ks. ist unerläßlich. Dabei ist ein Eingreifen in Einzelheiten oft
nicht zu vermeiden (vgl. Ziff. 19 und 20).
Als Anhalt für die Zahl der für einen Angriff erforderlichen Batterien und für
den Munitionsverbrauch vgl. Gefechtsvorschrift für die Artillerie. Der Bedarf muß
mit besonderer Sorgfalt berechnet werden und ist je nach der Art der beabsichtigten
Kampfführung verschieden (Ziff. 35).
38. Die Minen werfer, die in erster Linie Angriffswaffe sind, eignen sich
in hervorragender Weise zum Sturmreisschießen der feindlichen Stellung und zur
Bekämpfung feindlicher Minenwerfer.
Sämtliche Minenwerfer der Minenwerfer-Bataillone und Kompagnien sind beim
Angriff ein Bestandteil der Angriffsartillerie. Sie werden im ganzen oder in Ab-
schnitten unter Minenwerferführern zusammengefaßt, die den Artillerieführern unter-
stellt und als Gruppen in die Gliederung der Angriffsartillerie eingefügt werden.
Auch die leichten Minenwerfer der Infanterie können zu einheitlicher Feuervor-
bereitung vorübergehend der Angriffsartillerie angegliedert werden. Vgl. auch Teil 7
des Sammelheftes.
Beim Vorgehen bleiben die leichten, beweglich zu machenden Minenwerfer der
Infanterie zu deren Verfügung und sind von ihr mitzuführen. Die mittleren und
schweren Minenwerfer sind nach Beendigung des Sturmreifschießens für neue Auf-
gaben soweit möglich bespannt bereit zu stellen.
39. Ausschaltung der feindlichen Artillerie (8iffer 36 a),
wenigstens während des ganzen Sturmes selbst, ist eine der wichtigsten artilleristischen
Angriffsvorbereitungen. Je tiefer der Angriff in die feindlichen Stellungen ein-
dringen soll, um so vollkommener und nachhaltiger muß diese Aufgabe gelöst werden.
Eine auffällige Steigerung des gewöhnlichen Artilleriekampfes vor dem Angriffstag ist
im allgemeinen nicht ratsam. Der Feind wird dadurch vorzeitig aufmerksam gemacht.
Sind die feindlichen Batterien nicht sehr stark und ist ihre Aufstellung bekannt, so
kann die Bekämpfung jeder einzelnen feindlichen Batterie am Angriffstag mit
Brisanzfeuer bestimmten eigenen Batterien übertragen werden unter Zurück-
haltung von Lauer-Batterien für den Kampf gegen neu auftretende feindliche Batterien.
Dieses Verfahren erfordert sehr zahlreiche Artillerie und gute Bobachtung. Eine
völlige Niederkämpfung der feindlichen Artillerie ist damit nicht erreichbar.
Als Angriffsvorbereitung ist der Einzelbekämpfung der feindlichen Artillerie daher
das Massenverfahren durch Vergasung entschieden vorzuziehen. Hierbei ist auf
die Betretbarkeit des vergasten Geländes Rücksicht zu nehmen. Der Eigenart des ver-
wendeten Gaskampfstoffes ist Rechnung zu tragen (ogl. „Gasschießen der Artillerie"
vom 1. 12. 1917). Unter Umständen wird ein Teil der innerhalb des Angriffszieles
stehenden feindlichen Batterien mit Brisanz-Munition beschossen werden.
Außer den zum Gasschießen erforderlichen Batterien werden Lauer--Batterien
(mit Gas-- oder mit Brisanz-Munition) bereitgehalten zur Bekämpfung besonders
störender und neu auftretender Batterien, deren Vergasung nicht gelungen ist. Ist
die Vergasung nachts oder am frühen Morgen erfolgt und setzt der Angriff erst
längere Zeit darauf ein, so ist es zweckmäßig, die gefährlichsten Batterien des Gegners
kurz vor dem Angriff erneut zu vergasen. ,
Es wird nicht selten sein, daß Vergasung und Sturmreifschießen zeitlich nicht
zusammenfallen. In diesem Falle den Gas-Batterien auch noch Ziele zum Sturm-
reifschießen zuzuteilen, ist wegen der großen Anstrengung der Mannschaften und
Geschütze nicht wünschenswert, wird sich aber nur selten ganz vermeiden lassen.