Der Angriff im Stellungskriege 653
46. Artillerie-Verbindungsoffiziere, die mit allen Mitteln die
Verbindung mit ihrer Waffe aufzunehmen haben und hierfür entsprechend auszu-
statten sind, sind den Infanterie-Verbänden frühzeitig zum gegenseitigen Einleben zu-
zuteilen; sie begleiten den Angriff bei der stürmenden Infanterie. Ihre Tätigkeit ist
von entscheidender Bedeutung für das Zusammenwirken der Waffen.
47. Die Verwendung von Infanterie-Geschütz-Batterien und auf
nahe Enteernung direkt seuernden Batterien beim Angriff (Ziff. 36e)
ist außerordentlich wirkungsvoll. Solche Batterien werden zweckmäßig völlig verdeckt
bereitgestellt und eröffnen das Feuer erst kurz vor dem Angriff oder auch nach dem
Antreten der Infanterie.
Bei Angriffen von größerer Tiefe begleiten außerdem bespannte Batterien, Ge-
schütze und Minenwerfer, die den Infanterie-Regimentern unterstellt werden, den An-
griff. Sie sollen Widerstandsnester, Flankierungsanlagen, Maschinengewehre, Tanks
auf nahe Entfernung mit direktem Schuß bekämpfen und gegen feindliche Gegenstöße
wirken. Diese Batterien müssen mit der Infanterie durch gemeinsame Übungen gut
eingespielt sein. Es empfiehlt sich, jedes Geschütz dieser Batterien von vornherein
mit 2 Munitionswagen auszustatten, da es hier besonders nicht auf die Zahl der Ge-
schütze, sondern auf den Munitionsersatz ankommt. Die Verwendung von Gas wird
nutzbringend sein.
48. Nach Erreichen des Angriffszieles bleibt die Feuerwalze als Feuerriegel
(Ziff. 36 l) davor liegen. Das Nachlassen des Feuers in diesem, dann das allmähliche
Einstellen des Feuers muß durch den Feuerbefehl geregelt sein. Das Feuer darf nicht
zu früh eingestellt werden und muß auf verabredete Zeichen jederzeit wieder auszu-
ösen sein.
49. Im Verlaufe des Angriffs frei werdende Batterien übernehmen die Be-
kämpfung lästiger feindlicher Batterien oder halten sich zur Ab-
wehr von Gegenstößen und zur Bekämpfung von Augenblicks-
zielen bereit (Ziff. 36 g).
50. Bei gewöhnlichen Angriffen ist die Tiefe des Angriffs
durch die Reichweite der Masse der in Stellung befindlichen
Artillerie begrenzt. 4
Bei tiefen Angriffen, die sich den Durchbruch zum Ziel
setzen, muß für das Vorziehen der gesamten beweglichen Ar-
tillerie und Minenwerfer mit genügender Munition Vorfsorge
getroffen werden. Dies ist eine der wesentlichsten Grundlagen für den Erfolg
in der Durchbruchsschlacht.
Zunächst muß eine ausreichende Anzahl von bespannten leichten Batterien und
Minenwerfern, die den Infanterieangriff unmittelbar begleiten und auf nächste
Entfernung unterstützen, vorhanden sein (Ziff. 47).
Weitere starke Artillerie, dabei vor allem auch schwere, folgt staffelweise und
macht sich bereit, wo Widerstand geleistet wird, durch kurze kräftige, auf die Einbruchs-
punkte zusammengefaßte Artilleriewirkung der Infanterie den Weg erneut zu öffnen
oder feindliche Gegenangrifsfe abzuweisen. Die Infanterie darf keinen
Augenblick ohne starke artilleristische Feuerunterstützung
bleiben (ogl. Ziff. 6).
Das Vorziehen der Artillerie und Minenwerfer ist eine ungemein schwierige Auf-
gabe und erfordert wenigstens teilweise ausgeruhte, zur Feuervorbereitung nicht ein-
gesetzte Verbände mit gesonderter Ausstattung an Munition und Kolonnen.
Im eigenen Bereich erleichtern genaue Vorbereitungen die Ausführung (Er-
kunden, Einrichten und Zuweisen der Stellungen, Anmarschwege, Befehlsverbindungen,
Beobachtungs= und Befehlsstellen, Bereitlegen von Munition, Beigabe von Pionieren
zur Unterstützung beim Überwinden von Geländeschwierigkeiten usw.).
Im weiteren Verlauf der fortschreitenden Durchbruchs-
schlacht aber kann nur frischer Wagemut zum Erfolge führen.