Der Angriff im Stellungskriege 659
halten bleiben können, ferner die Herstellung von Schnellbrücken und sonstigen Über-
gängen. Für diese und ähnliche Aufgaben sind Pioniertrupps einzuteilen und, mit
den nötigen Werkstoffen versehen, teils den Sturmtruppen mitzugeben, teils weiter
rückwärts einzusetzen.
69. Wo bei tiefen Angriffen ein Vorziehen von Artillerie stattfindet (vgl. Ziff. 47
und 50), ist es von entscheidender Wichtigkeit für den Verlauf des Kampfes, ihr den
Weg in die neuen Stellungen gangbar zu machen. Hierzu sind
innerhalb des eigenen Stellungsgebiets über die Gräben hinweg und durch die Hinder-
nisse unauffällig Vorbereitungen zu treffen und Trupps bereitzustellen. Für das zu
nehmende Gebiet sind besondere Pioniereinheiten zu bestimmen, die gleich mit den
Sturmtruppen vorgehen.
70. Den Hauptkräften der Pioniere fällt bei Angriffen mit beschränktem Ziel
die Unterstützung der anderen Waffen beim Ausbau der genommenen
Stellung, insbesondere die Sorge für Materialzuführung und rückwärtige Verbin-
dungen zu. Erforderlichenfalls sind den Pionieren hierzu weitere Arbeitskräfte zu-
zuteilen.
V. Nachrichtentruppen. (Einzelheiten vogl. Teil 9 des Sammel-
heftes). 71. Die Nachrichtenkommandeure müssen frühzeitig über die Absichten der
Truppenführung, namentlich über Zeitpunkt und Ziel des Angriffs, unterrichtet werden.
Sorgfältige Berechnung von Zeit und Kräften und planmäßige Vorbereitung sind
nötig für
a) Ausbau des Netzes im Versammlungsraum,
b) Durchführung des Angriffs,
Jbc) die bei Ausnutzung des Anfangserfolges zu überbrückenden Räume.
Diese Berechnung und Vorbereitung bildet einen wesent-
lichen Teil der Angriffsvorbereitungen.
72. Die Nachrichtenmittel sind so einzusetzen, daß der
Führer über die Vorgänge in der Kampflinie unterrichtet wird
und dahin befehlen kann. Außerdem dienen sie zur Verbindung
der Waffen.
Ein leistungsfähiges Ferusprechnetz ist Vorbedingung für die Leitung der
Vorbereitung. Es ist auch während eines Angriffs, bei dem infolge Überraschung des
Gegners die artilleristische Gegenwirkung gering ist, zuverlässig.
Bei weiterem Fortschreiten des Angriffs erfordert die Aufrechterhaltung des
Fernsprechverkehrs sehr große Kabelmengen. Störungen infolge unsachgemäßer An-
lage und Zerstörung durch eigene Truppen sind häufig. Oft gewährleisten daher die
leicht beweglichen drahtlosen Nachrichtenmittel (Funker, Blinker, auch Erd-
telegraph) sowie Brieftauben und Meldereiter schnellere Herstellung der Ver-
bindung als der Fernsprecher.
73. Schußsicherer Einbau der Nachrichtenmittel im Bereitstellungs-
raum des Angreifers kann nicht gefordert werden. Die Stationen werden die vor-
handenen Einbauten ausnutzen und im übrigen sich der feindlichen Feuerwirkung
durch Anpassung an das Gelände und Aufsuchen feuerleerer Räume entziehen.
74. Der Ausbau des Nachrichtennetzes für den Angriff muß — auch
in seinem weiter rückwärtigen Verlauf — schon beendet sein, wenn die zum Angriff
bestimmten Dioisionen eintreffen. Hierzu werden nach Möglichkeit O. H. L.-Forma-
tionen der Nachrichtentruppe zur Verfügung gestellt. Es ist nachteilig, für diese
Arbeiten die Nachrichtenformationen der zum Angriff bestimmten Verbände heran-
„zuziehen, da sie alsdann nicht ausgeruht und meist auch nicht rechtzeitig in den
Kampf treten.
Die Nachrichtenformationen der am Angriff teilnehmenden Truppenverbände
müssen den Betrieb der Nachrichtenmittel im Angriffsraum so früh übernehmen, daß
sie sich mit dem vorhandenen Netz vor Beginn des Angriffs gründlich vertraut machen
können. Bei Fortschreiten des Angriffs müssen rückwärtige Teile der Nachrichten-
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