Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

664 XXIV. Militärische Schriften 
  
  
rend der Pausen nach Ziff. 45. Auf keinen Fall darf aber dadurch der Angriff auf- 
gehalten werden. 
Neben der Verfolgung des eigenen Fortschreitens muß der Infanterie-Flieger 
auch die Tätigkeit des Gegners überwachen, um Gegenstöße und bereitgestellte bzw. 
heraneilende Reserven zu melden und rechtzeitig Artilleriefeuer anzufordern. 
98. Bombenangriffe gegen die feindlichen Flughäfen sind während und 
kurz nach dem Angriff besonders erfolgreich, weil sie den Einsatz der feindlichen Luft- 
streitkräfte erheblich stören und zum Teil verhindern, während Angriffe gegen Lager 
und Munitions= oder Material-Stapelplätze in diesem Augenblick weniger Bedeutung 
für die Kampfhandlung haben. Dagegen können Bomben= und Maschinengewehr- 
Angriffe gegen feuernde Batterien oder gegen Reserven die Tätigkeit des Gegners 
empfindlich stören. 
99. Nur der Artillerie-Flieger befindet sich ununterbrochen vor, wäh- 
rend und nach dem Sturm über dem Kampffelde. 
Bei seinem Einsatz kommt es weniger auf eine Häufung von Beobachtungen zur 
Zeit des Sturmes an, als auf eine ununterbrochene UÜUberwachung der 
feindlichen und eigenen Gefechtstätigkeit während der ganzen 
Schlacht und auf rechtzeitige und schnelle Übermittlung an die 
in Betracht kommenden eigenen Batterien. Von der größten Wich- 
tigkeit sind Meldungen über die am lebhaftesten feuernden feindlichen Batterien, über 
erfolgreich bekämpfte Batterien, über gut und schlecht liegendes Feuer, nicht beschossene, 
lohnende Ziele usw. Für derartige Beobachtungen muß der Artillerie-Flieger ganz 
bestimmte Aufträge bekommen, die er neben der allgemeinen Überwachung zu lösen 
hat. Die Befehle für die eigene Artillerie muß er genau kennen, um sein Verhalten 
dem Gefechtsverlauf anpassen zu können. Nur bei gründlicher Unterweisung wird 
seine Tätigkeit erfolgreich sein. 
100. Die Tätigkeit der Artillerie-Flieger wird ergänzt durch die Ballone, die, 
frühzeitig vorgezogen, der Führung und der Artillerie außerordentlich wertvolle Mel- 
dungen bringen werden. Das Vorziehen unmittelbar vor oder nach dem ersten Ein- 
bruch ist verhältnismäßig gefahrlos, da die feindliche Artillerie durch andere Aufgaben 
gefesselt ist. 
101. Nach dem Sturmn sind die Schlachtflieger sobald als möglich wieder 
startbereit zu machen, damit sie gegen einsetzende Gegenstöße angesetzt werden können. 
Erneuter Ballonangriff kann von Vorteil sein. 
Bei weiterem Einsatz der Jagdstaffeln muß bedacht werden, daß der Gegner den 
Augenblick des Sturmes nicht kennt und infolgedessen zunächst nicht immer stärkere 
Fliegerkräfte über dem Kampffeld haben wird. Dagegen wird er, sobald der Sturm 
eingesetzt hat, alle verfügbaren Kräfte nach vorn werfen, um die Überlegenheit in der 
Luft zu erringen. Dementsprechend ist mit einer großen Verstärkung des Gegners in 
der Zeit ½" bis 1½ Stunden nach dem Sturm zu rechnen. Es müssen deshalb 
etwa 3¾ Stunden nach dem Angriff frische Jagdstaffeln eingesetzt werden, damit zu 
diesem Zeitpunkt auch beim Angreifer der stärkste Einsatz der Fliegerverbände vor- 
handen ist. 
102. Erweitert sich der Angriff zur Durchbruchsschlacht und wird die Artillerie 
vorgezogen, so treten im Vormarsch und auf den neuen Kampffeldern die gleichen 
Aufgaben an die einzelnen Verbände der Luftstreitkräfte heran, wie vorstehend nieder- 
gelegt. Das Vorziehen muß rechtzeitig befohlen werden. 
G. Räckwärkige Verbindungen. 
103. Je umfangreicher die Angriffshandlung ist, um so mehr sind sorgfälti- 
ges Instandhalten und Verteilen der Straßen-= und Bahnver-= 
bindungen und gleichmäßiges Ansetzen starker Kräfte und Mittel für die Heeres- 
versorgung und für Arbeit aller Art die Voraussetzung entscheidender Ergebnisse. 
Bei Versagen der rückwärtigen Verbindungen, namenklich der
	        
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