Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Der Angriff im Stellungskriege 665 
  
Munitionsversorgung, sind Rückschläge, die den Erfolg der 
ganzen Operation in Frage stellen, unvermeidlich. 
104. Die rückwärtigen Eisenbahnen und Straßen müssen den 
Anforderungen eines aufs höchste gesteigerten Verkehrs entsprechen und frühzeitig auf 
die Generalkommandos und Divisionen verteilt werden. An den Eisenbahnpunkten 
muß für umfassende Auslade= und Umlade-Möglichkeiten vorgesorgt sein. Hierzu und 
zur Ausgabe an die Depots sind Arbeitskräfte in genügender Zahl bereitzustellen. Die 
Zu-= und Abfahrt bei allen Depots bedarf sorgfältiger Regelung. 
In dem näher an der Front gelegenen Gebiet ist das Festlegen 
und Bezeichnen von Ausweichstellen an schmalen Straßen, von Umgehungswegen um 
Ortschaften, das Anbringen deutlicher Wegweiser Vorbedingung für glatte Abwicklung 
des Verkehrs. Oft wird die Festsetzung nötig werden, daß bestimmte Straßenstrecken 
nur in einer Richtung benutzt werden dürfen. 
In den letzten Wochen vor dem Angriff muß jsede ge- 
steigerte, der feindlichen Lufterkundung sichtbare Bautätig- 
keit an Bahnen und Straßen unterbleiben. 
105. Der Bedarf einer zum Angriff eingesetzten Dioision an Kolonnen und 
Trains ist wesentlich abhängig von den Wegeverhältnissen, dem Zustand der Pferde 
und dem Ziel des Angriffs. Bei tiefen Durchbrüchen kann im allgemeinen die Aus- 
stattung einer Division mit 3 bis 4 Munitionskolonnen (außer den leichten Munitions-= 
kolonnen und den Batteriekolonnen), 3 bis 4 Verpflegungskolonnen, 3 bis 4 Kraft- 
wagenkolonnen, 1 Feldbäckereikolonne als Anhalt gelten. Außerdem sind bewegliche 
Pionierparks und nach Bedarf Brückentrains zuzuweisen. Nur ein Teil dieser Ko- 
lonnen wird den Divisionen unmittelbar zu unterstellen sein (vgl. Ziff. 24). 
106. Die Ausstattung mit Arbeitskräften (Landsturm= oder Armierungs- 
Kompagnien) muß reichlich bemessen werden, da die kämpfende Truppe von allen 
Sonderkommandierungen befreit werden muß. 
107. Bei tiefen Angriffen ist möglichst jeder Division vorderer Linie eine 
durchgehende Straßenstrecke bis tief in den Feind zuzuweisen, auf 
der sie die Verantwortung geordneten Verkehrs trägt. Das reibungslose Nachziehen 
ihrer Artillerie und ihrer Kolonnen kann nicht eingehend genug vorbereitet sein. 
Wird in dem gleichen Gefechtsstreifen eine zweite Division nachgeführt, so haben 
die Generalkommandos besondere Weisungen hierfür zu geben, die eine Störung des 
Gefechtsverkehrs der vorderen Division ausschließen. Oft ist das Erkunden und Ab- 
stecken von Kolonnenwegen notwendig. Eine Überlastung der Straßen 
besonders an Engen, Brücken ufw. führt zur Stockung und da- 
mit leicht zum Versagen des Nachschubs. Es ist daher scharf. 
darauf zu achten, daß nichts Entbehrliches vorgeführt wird. 
108. Zum Anschluß des eigenen Straßen-= und Bahnnetzes an 
das feindliche ist außer Straßenbau-Kompagnien und Eisenbahntruppen eine 
reichlich bemessene Zahl von Armierungs-Kompagnien bereitzustellen. Material für 
Straßen-= und Bahnbau ist frühzeitig, gegen Fliegersicht geschützt, weit vorn nieder- 
zulegen. 
109. Vor, während und nach einem großen Angriff sind durchgreifende poli- 
zeiliche Anordnungen der Generalkommandos und Divisionen zur Regelung 
des Verkehrs hinter der Front und zur Überwachung Versprengter notwendig. Für 
beide Zwecke ist erhebliche Verstärkung der Gendarmerie, die mit besonderen, all- 
gemein bekanntgegebenen Abzeichen zu versehen ist, notwendig. 
Die Straßen sind der Aufsicht energischer Kommandanten 
zu unterstellen, die für das Aufrechterhalten des Verkehrs und scharfer Straßendisziplin 
(namentlich an Engen, Brücken, Straßenkreuzungen, in Ortschaften) ausreichenden 
Unterpersonals bedürfen. Berittene Offiziere, Unteroffiziere oder Leute, sowie Rad- 
fahrer-Formationen sind hierfür besonders geeignet. Gelegentlich sind auch stärkere 
Kommandos (Landsturm) zum Räumen verstopfter Wege erforderlich. Nach Einbruch
	        
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