Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Der Angriff im Stellungskriege 667 
  
werden der Führung ein Bild der tatsächlich eintretenden Verhältnisse vor Augen 
führen (vgl. Ziff. 6 letzter Abs.). 
3. Fu Fiff. 6, lehztter Absah: Der Kernpunkt des Angriffsver- 
fahrens besteht in dem ständigen Zusammenarbeiten der 
Sturminfanterie mit der Artillerie. 
Die Artillerie und die Minenwerfer sind für das Brechen der feind- 
lichen Widerstandskraft auch beim Fortschreiten des Angriffs unentbehrlich. Ihre 
Wirkung muß die Infanterie durch geschicktes und rasches Zufassen zum Erfolg 
ausbauen. Stockt der Angriff, so ist in erster Linie nicht frische Infanterie, sondern 
erneute Feuervorbereitung notwendig. 
Bei einem über die Reichweite der Masse der eigenen Ar- 
tillerie hinaus vordringenden Angriff ist daher das schnelle 
Vorwerfen der Artillerie und die Munitionsversorgung der 
vorgezogenen Artillerie für den Erfolg des Angriffs aus- 
schlaggebend. Dieser Gedanke kehrt in der Vorschrift immer wieder. 
Zur erneuten Feuervorbereitung nach dem ersten Einbruch genügen oft wenige 
Schuß der Begleitartillerie (Minenwerfer) oder selbst Maschinen- 
gewehrfeuer, das den Feind niederhält. Je stärker der Widerstand wird, desto 
mehr braucht man zusammengefaßte Artilleriewirkung stärkerer, be- 
sonders auch schwerer Artillerie. Je mehr feuerkräftige, mit Munition versorgte Ar- 
tillerie heranbleibt, desto besser wird daher der Angriff im Fluß erhalten werden 
können. 
Die Infanterie dagegen ist sparsam einzusetzen. Tiefengliederung muß 
stets vorhanden sein oder, wenn sie im Verlauf eines Angriffs vorübergehend verloren 
geht, immer wiederhergestellt werden, und zwar möglichst durch Vordrücken der 
vordersten Teile. 
4. Ju Siff. 7: Völlige UÜberraschung ist selten erreichbar, aber auch nicht 
nötig. Bei einigermaßen geschickter Verschleierung und Täuschung an anderer Stelle 
wird es sich bei großen Angriffen meist erreichen lassen, daß der Gegner mit seinen 
Abwehrmaßnahmen nachhinkt, auch wenn er vom Bevorstehen eines Angriffs etwas 
gemerkt hat. In der Regel wird er wenigstens durch den Zeitpunkt des Infanterie- 
gurne überrascht werden. Schon dadurch gewinnt der Angreifer einen wesentlichen 
orteil. 
5. Ju FJiff. 11: Bei der Bedarfsberechnung ist der voraussichtliche feind- 
liche Widerstand in Rechnung zu stellen. Die Höchstzahlen sind nur in den Fällen an- 
gebracht, in denen eine mit Sicherheit stark ausgebaute und besetzte Front angegriffen 
wird. Wo Überraschung erstrebt und — wenn auch nur teilweise — mit einiger 
Wahrscheinlichkeit erreicht wird, genügen schwächere Kräfte. 
Der Grundsatz, daß keinesfalls mit unzureichenden Mitteln angegriffen werden 
soll, darf nicht zur Einstellung übertriebener Sicherheitskoeffizienten veranlassen. Um 
zu große, schwer lenkbare Anhäufungen zu vermeiden, ist in der Regel die untere 
Grenze des Bedarfs nicht zu überschreiten (ogl. auch 2 und 3). 
6. -u Ziff. 12: a) Zu Abs. 11 Beim Durchbruch ist der Gedanke, 
daß die zuerst angreifende Division regelmäßig am ersten 
o der zweiten Tage abzulösen ist, zu verwerfen. 
War der Angriff gut vorbereitet und wird die Artillerie rechtzeitig nachgezogen, 
so wird der Angriff ohne allzu groß= Verluste glücken. Die Angriffsdivision wird 
also auch nach dem ersten Angriff zunächst genügend Kampfkraft behalten. Für ihr 
weiteres Vorwärtskommen ist dann weniger der Einsatz frischer Infanterie als starker 
feuerkräftiger Artillerie maßgebend (s. 3). 
Ein Wechsel der Stäbe würde die Geschlossenheit und den Zusammenhang der 
Führung lähmen und ist daher äußerst unerwünscht. 
b) Zu Abs. 2: Bei Berücksichtigung der Ausführungen unter 3 ist selbst bei 
den jetzigen Stärken eine Breite der Div.-Gefechtsstreifen von nicht
	        
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