Der Angriff im Stellungskriege 667
werden der Führung ein Bild der tatsächlich eintretenden Verhältnisse vor Augen
führen (vgl. Ziff. 6 letzter Abs.).
3. Fu Fiff. 6, lehztter Absah: Der Kernpunkt des Angriffsver-
fahrens besteht in dem ständigen Zusammenarbeiten der
Sturminfanterie mit der Artillerie.
Die Artillerie und die Minenwerfer sind für das Brechen der feind-
lichen Widerstandskraft auch beim Fortschreiten des Angriffs unentbehrlich. Ihre
Wirkung muß die Infanterie durch geschicktes und rasches Zufassen zum Erfolg
ausbauen. Stockt der Angriff, so ist in erster Linie nicht frische Infanterie, sondern
erneute Feuervorbereitung notwendig.
Bei einem über die Reichweite der Masse der eigenen Ar-
tillerie hinaus vordringenden Angriff ist daher das schnelle
Vorwerfen der Artillerie und die Munitionsversorgung der
vorgezogenen Artillerie für den Erfolg des Angriffs aus-
schlaggebend. Dieser Gedanke kehrt in der Vorschrift immer wieder.
Zur erneuten Feuervorbereitung nach dem ersten Einbruch genügen oft wenige
Schuß der Begleitartillerie (Minenwerfer) oder selbst Maschinen-
gewehrfeuer, das den Feind niederhält. Je stärker der Widerstand wird, desto
mehr braucht man zusammengefaßte Artilleriewirkung stärkerer, be-
sonders auch schwerer Artillerie. Je mehr feuerkräftige, mit Munition versorgte Ar-
tillerie heranbleibt, desto besser wird daher der Angriff im Fluß erhalten werden
können.
Die Infanterie dagegen ist sparsam einzusetzen. Tiefengliederung muß
stets vorhanden sein oder, wenn sie im Verlauf eines Angriffs vorübergehend verloren
geht, immer wiederhergestellt werden, und zwar möglichst durch Vordrücken der
vordersten Teile.
4. Ju Siff. 7: Völlige UÜberraschung ist selten erreichbar, aber auch nicht
nötig. Bei einigermaßen geschickter Verschleierung und Täuschung an anderer Stelle
wird es sich bei großen Angriffen meist erreichen lassen, daß der Gegner mit seinen
Abwehrmaßnahmen nachhinkt, auch wenn er vom Bevorstehen eines Angriffs etwas
gemerkt hat. In der Regel wird er wenigstens durch den Zeitpunkt des Infanterie-
gurne überrascht werden. Schon dadurch gewinnt der Angreifer einen wesentlichen
orteil.
5. Ju FJiff. 11: Bei der Bedarfsberechnung ist der voraussichtliche feind-
liche Widerstand in Rechnung zu stellen. Die Höchstzahlen sind nur in den Fällen an-
gebracht, in denen eine mit Sicherheit stark ausgebaute und besetzte Front angegriffen
wird. Wo Überraschung erstrebt und — wenn auch nur teilweise — mit einiger
Wahrscheinlichkeit erreicht wird, genügen schwächere Kräfte.
Der Grundsatz, daß keinesfalls mit unzureichenden Mitteln angegriffen werden
soll, darf nicht zur Einstellung übertriebener Sicherheitskoeffizienten veranlassen. Um
zu große, schwer lenkbare Anhäufungen zu vermeiden, ist in der Regel die untere
Grenze des Bedarfs nicht zu überschreiten (ogl. auch 2 und 3).
6. -u Ziff. 12: a) Zu Abs. 11 Beim Durchbruch ist der Gedanke,
daß die zuerst angreifende Division regelmäßig am ersten
o der zweiten Tage abzulösen ist, zu verwerfen.
War der Angriff gut vorbereitet und wird die Artillerie rechtzeitig nachgezogen,
so wird der Angriff ohne allzu groß= Verluste glücken. Die Angriffsdivision wird
also auch nach dem ersten Angriff zunächst genügend Kampfkraft behalten. Für ihr
weiteres Vorwärtskommen ist dann weniger der Einsatz frischer Infanterie als starker
feuerkräftiger Artillerie maßgebend (s. 3).
Ein Wechsel der Stäbe würde die Geschlossenheit und den Zusammenhang der
Führung lähmen und ist daher äußerst unerwünscht.
b) Zu Abs. 2: Bei Berücksichtigung der Ausführungen unter 3 ist selbst bei
den jetzigen Stärken eine Breite der Div.-Gefechtsstreifen von nicht