670 XXIV. Militärische Schriften
Die Walze wird auch nicht schematisch gleich dicht sein dürfen. Auf wichtigere
Punkte wird das Feuer seitlich enger zusammengezogen, besonders schwere Artillerie.
Die Walze wird nach der Tiefe um so ausgedehnter sein, je größer die Schußweiten
sind. Allmählich fällt beim Vorschreiten eine immer größere Anzahl von Batterien aus,
bis schließlich der Angriff nur noch durch die Begleitbatterien (Minenwerfer) und durch
die zu schnellem Stellungswechsel vorgezogenen schweren und leichten Batterien
artilleristisch unterstützt wird. Die Bildung einer geschlossenen Feuerwalze ist dann
ohne große Zeitversäumnis nicht mehr möglich. Die direkte Feuervor-
bereitung durch Artillerie= und Minenfeuer, das auf die Ein-
bruchspunkte zusammengefaßt und nach Möglichkeit beobachtet
wird, tritt wie im Bewegungskrieg in den Vordergrund und
wird in der Regel ausreichen.
c) Ausführung der Feuerwalze: Die Feuerwalze wird nur sicher
arbeiten, wenn sie durch genaue Befehle vorbereitet ist. Sie setzt im
Augenblick des Infanteriesturmes ein, indem sie in mehr oder weniger großen Sprüngen
(200 bis 400 m oder mehr) von den der eigenen Infanterie nächstgelegenen Ziclen je
nach dem Vorwärtskommen der Infanterie vorverlegt wird. Die Vorverlegung der
schweren Batterien erfolgt unter Umständen nach besonderem Plan (größere Sprünge,
weiterer Abstand von der eigenen Infanterie, Zusammenfassung auf wichtige Punkte).
Die Walze läuft entweder schematisch ab, oder man versucht, ihr Vorschreiten
durch Sichtzeichen in der Hand zu behalten. Letzteres ist vorzuziehen
und daher stets anzustreben. Die Infanterie soll nicht an die Feuer-
walze gebunden werden, sondern umgekehrt, sonst erstickt der
Angriffsschwung der Infanterie hinter dem starren Feuer-
vorhang. Die Möglichkeit hierzu hängt von der Beobachtung und dem schnellen
Durchdringen von Zeichen oder Befehlen ab. Es wird selten angängig sein, sich hierauf
allein zu verlassen. Der Befehl für die Feuerwalze wird daher in der Regel so gegeben
werden müssen, daß die Walze programmäßig abläuft, falls keine Anderungen während
des Schleßens an die schießenden Batterien gelangen.
Bei schematischem Ablaufen wird man der Walze eine Geschwindigkeit
anfänglich und in freiem Gelände von etwa einer Minute, später und in schwierigem
Gelände bis zu vier Minuten für je 100 m geben. Maßgebend ist der Gesichtspunkt, daß
das Vorgehen der Infanterie durch zu langsames Fortschreiten der Walze nicht auf-
gehalten werden darf, daß aber anderseits die Infanterie unmittelbar an
der Walze heranbleiben muß (ogl. 11 letzter Absatz und 17).
Das eigentliche Sturmreifschießen erfolgt durch die vorhergehende Feuervorberei-
tung (Ziff. 40), die Feuerwalze soll lediglich einen letzten kurzen Schlag geben. Sie
schreitet bis zur Erreichung des Angriffsziels vor (unter Umständen mit längerem
Aufenthalt an bestimmten Linien, z. B. an rückwärtigen Stellungen, die durch erneute
Feuervorbereitung sturmreif zu machen sind — pgl. Ziff. 45, 4. Absatz), und bleibt
dann als Feuerriegel vor der Infanterie liegen (vgl. Ziff. 48).
Erreicht die Infanterie das Angriffsziel nicht, so kann es kommen, daß völlig
nutzlos Munition verschossen wird. Ebenso kann für die Infanterie schnelleres Vor-
schreiten der Walze erwünscht werden.
Für solche Fälle sind einige wenige vorher zu bestimmende Zeichen (z. B.
„Feuerwalze halt!“ und „Feuerwalze Marsch!“) notwendig. Während des Haltens
der Walze ist durch Beobachtung von der Erde und aus der Luft (auch Ausschaltung
der Tageseinflüsse) das Feuer soweit wie möglich zu regeln.
d) Versuche: Weitere Versuche über die Wirksamkeit und Art der Anordnung
der Feuerwalze (z. B. Länge der Sprünge) sind noch im Gang. Auch die Möglichkeit
der Verwendung von Gas (Blaukreuz) wird erprobt.
ge) Allgemeine Beurteilung. Vor einer üÜberschätzung der Feuerwalze
muß gewarnt werden. Das mit Beobachtung gegen bestimmte Ziele abgegebene Feuer
wird der Feuerwalze, die auch bei geschicktester Handhabung stets bis zu einem ge-