Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

Der Angriff im Stellungskriege 6753 
  
  
Diese Angriffe erfordern sorgsamste Vorbereitung, ähnlich wie vor dem 21. 3. 
und werden von oben einheitlich angesetzt. 
b) die Fortführung des Angriffs gegen einen noch nicht in 
geschlossener Linie eingerichteten Gegner. 
Das Wesentlichste ist hierbei, daß auf die peinliche Vorbereitung von langer Hand 
verzichtet werden muß, damit der Feind nicht Zeit zu Gegenmaßnahmen gewinnt. 
Der Erfolg hängt vielmehr außer vom Ansatz seitens der oberen Stellen vor allem von 
der Geschicklichkeit und Entschlossenheit der Unterführer ab, die 
durch schnelles Handeln dem Gegner zuvorkommen müssen. Frisches Zufassen der In- 
fanterie unter dem Feuerschutz ihrer eigenen Kampfmittel und mit wenigen Begleit- 
geschützen kann große Erfolge zeitigen. Auf Befehle von oben kann meist nicht ge- 
wartet werden. Die Führer bis zum Divisions-Kommandeur einschl. gehören weit 
nach vorn. 
Besonders wichtig bleibt auch hier, schnell Artillerie und Minenwerfer (auch 
schwere) mit ausreichender Munition zur Stelle zu haben (s. Ziff. 11). 
c) dazwischen liegt natürlich eine große Reihe anderer taktischer Möglichkeiten, 
die anzuwenden und auszunutzen Kunst der Führung ist. 
Führung. 
Befehlserteilung. 2. Die richtige Befehlserteilung macht Schwierigkeiten. Dies 
liegt an ungenügenden Verbindungen und an mangelnder Gewandtheit mancher Stäbe. 
Wir müssen sowohl für die Befehlserteilung, wie für die Truppenführung und Truppen- 
bewegung mehr wie bisher mit Zeit und Raum rechnen. 
Der höhere Führer soll durch persönliche Fühlungnahme und Befehle seinen 
Einfluß wahren, die Einzelanordnungen dann der niederen Führung überlassen. 
Die Befehle müssen, auch zur Entlastung des Fernsprechers, kurz sein. 
Vorbereitungen. 3. Je umfassender die Angriffsvorbereitungen sind, um so 
mehr Zeit erfordern sie, insbesondere für die Artillerie. Diese Zeit muß der Truppe 
von oben gelassen werden. Pflicht der unteren Führung ist es, rechtzeitig und ohne 
Rücksicht auf Personen zu melden, wenn nach ihrer Ansicht ein befohlener Angriff 
Gefahr läuft, infolge ungenügender Vorbereitungen oder Üüberhastung zu scheitern. 
Die Entscheidung liegt dann bei der oberen Führung. 
Gefechtsstreifen. 4. Die Gefechtsstreisen dürfen nicht zu schmal sein und nicht 
unter 2½ km für die Division herabsinken. Bei weiter fortschreitenden Angriffen 
werden sie sich verbreitern. Zu schmale Streifen behindern Führung und Ver- 
sorgung und führen zu nutzloser Massierung. Auch findet hierin das Nachführen der 
rückwärtigen Divisionen seine Grenze. Häufige Anderung der Gefechtsstreifen führt 
zur Unordnung. 
Führung des Angriffs, Umfassung von Widerstandspunkien,. Reserven, Ablösung. 
5. Es ist immer wieder zu betonen, daß der Erfolg nicht im Masseneinsatz von In- 
fanterie, sondern in der Waffenwirkung, in zeitlich richtigem Zusammenwirken, in der 
geschickten Unterführung und in der Schnelligkeit des Handelns zu suchen ist. Das 
viel geforderte Vorbeigehen an Widerstandspunkten (3. B. Dörfern) ist gegen Flanken- 
feuer durch vereinigtes Artillerie= und Minenwerferfeuer gegen diese Punkte (eo. 
Vernebeln) zu sichern. 
Kommt ein breiter Angriff nach anfänglichen Erfolgen ins Stocken, so erwächst 
der Führung die Aufgabe, durch räumliches und zeitliches Zusammenfassen der 
Munition auf schmalere Einbruchsstellen den weiteren Angriff einzusetzen. Munitions- 
zersplitterung bringt in solchen Lagen Zeitverlust. Feuer gegen Ziele, deren Be- 
kämpfung nicht zeitlich in unmittelbarem Zusammenhang mit einem Infanterie-Angriff 
steht, ist daher meist nur zulässig, wenn es zur Abwehr von Gegenangriffen not- 
wendig ist. 
Reserven sind da einzusetzen wo der Feind nachgibt, nicht wo er hält. Auch hier 
werden sie mehr zum Flankenschutz, als zum Vortragen des Angriffs gebraucht. Eine 
Urkunden der Obersten Heeresleltung 1916—1918. 43
	        
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