Full text: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

674 XXIV. Militärische Schriften 
  
Truppe, die Erfolg gehabt hat, ist leicht im weiteren Vorgehen zu erhalten und braucht 
keine wesentliche Verstärkung. 
Beim Nachführen und Einsetzen von Reserven wird auf Grund angeblicher 
Übungserfahrungen das dichte Heranhalten übertrieben. Zu starke rückwärtige Wellen 
werden oft zu früh nachgeschoben. Dadurch entsteht in und hinter der Front Über- 
füllung, so daß der feindliche Flieger, das M.-G.= und Artillerie-Streufeuer zu viele 
Ziele finden. Außerdem werden das Nachziehen und die Munitionierung der Artillerie 
infolge Verstopfung der Straßen behindert. 
Durch Ablösung von Truppen, die nicht unbedingt notwendig sind, gehen kostbare 
Zeit und günstige Gelegenheiten verloren, zumal wenn die Truppe zu früh erfährt, 
daß sie abgelöst werden soll. Ablösung unmittelbar nach einem Erfolg ist zu vermeiden. 
Eine ganze Reihe von Divisionen hat bei der letzten Offensive trotz schwerer Verluste 
10 Tage und länger erfolgreich ohne Ablösung in vorderster Linie gekämpft. 
Wird abgelöst, so hat sich der abzulösende Truppenteil erst allmählich einzu- 
schieben, die Führer der abzulösenden Verbände behalten zunächst die Führung und 
weisen die neue Truppe an. Namentlich Divisions-Kommandeur und Artillerie- 
Kommandeur dürfen sich erst nach rückwärts begeben, wenn die Befehlsverhältnisse 
völlig geklärt sind. 
Oriliche Unlernehmungen. 6. Wo der Feind sich gesetzt hat und die Fortsetzung 
des Angriffs nicht beabsichtigt ist, sind örtliche Unternehmungen, z. B. zur Verbesserung 
von Stellungen, nur da statthaft, wo sie unbedingt nötig sind, beispielsweise um 
dauernde größere Verluste zu vermeiden. Im übrigen ist sogleich die Abwehr nach 
unseren bewährten Grundsätzen (Tiefengliederung, Verteilung der M.-G. im Gelände, 
in Schützenlöchern und natürlichen Stützpunkten, gegen Fliegersicht gedeckt usw.) ein- 
zurichten. 
Taki#k der Arkillerie und Infankerie. 
Artillerie--Vorbereilungen. 7. Bei allen von langer Hand vorbereiteten Angriffen 
ist es gelungen, das Artilleriefeuer im wesentlichen richtig zu legen, obwohl meist kein 
Einschießen und infolge des Nebels in der Regel nicht einmal ein Überprüfen durch 
Rollsalven und Luftbeobachtung möglich war. 
Wo an irgendeiner Front der Angriff vorläufig eingestellt wird, sind daher 
sogleich die artilleristischen Vorbereitungen (Batteriepläne, Übermittlung der Wetter- 
nachrichten, Vermessen usw.) zu betreiben, um möglichst bald zu neuem Angriff nach 
gleichem Verfahren bereit zu sein. 
Anderseits muß die Artillerie da, wo ihr diese Hilfsmittel nicht geboten werden 
können, in schneller Geländeorientierung und schneller Zielauffassung ihren Aufgaben 
entsprechen. Hierin sind Übungen notwendig. 
Acklllerie-Bekämpfung. 8. Die Ausschaltung der feindlichen Artillerie wurde, woa 
sie genügend dicht mit Gas belegt wurde, für die entscheidende Zeit stets so gut wie 
völlig erreicht. Wo dagegen nur Brisanz geschossen wurde, lebte die Artillerie immer 
wieder auf. Die Vergasung (Nachgasen) muß möglichst nahe an die Zeit des Infanterie- 
angriffs herangelegt werden, damit die Gaswirkung nicht vor der entscheidenden Zeit 
abslaut. Da bei Bekämpfung der feindlichen Artillerie in großem Rahmen Beob- 
achtung meist nicht oder nur in geringem Umfange möglich ist, ist Berücksichtigung der 
Tageseinflüsse besonders wichtig. 
Bekämpfung der Infankerie-Stellungen. 9. Auch bei ausgiebiger artilleristischer 
Feuervorbereitung gegen die feindliche Infanterie ist damit zu rechnen, daß noch M.-G.= 
Nester ufw. vorhanden sein werden, deren die Infanterie mit eigenen Mitteln schnell 
Herr werden muß (ogl. Ziff. 1 und 12). Artilleristisch kann man ihnen durch Gas 
(Blaukreuzbrisanz auf nahe Entfernung) beizukommen versuchen. Die Kleintechnik des 
Gasschießens muß hierzu noch mehr Gemeingut werden. 
Feuerwalze. 10. Die Feuerwalze muß mehr zu einem nachhaltigen, zusammen- 
gefaßten, längeren Wirkungsschießen gegen die einzelnen, nacheinander zu bekämpfenden
	        
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